Aus Gründen der Psychohygiene
Von Niki Glattauer
In den Mails an mich 70:30, viele Leserinnen folgten meinem Bauchgefühl: Ein paar Stunden schwimmen, in denen muslimische Frauen unter sich bleiben können, machen noch keine "Parallelgesellschaft" aus. Offiziell handelt es sich im Amalienbad in Wien 10 um "Mädchen- und Frauenschwimmen", sonntags von 19 bis 21 Uhr, organisiert von den "Kinderfreunden". Rund 250 Mädchen und Frauen kommen da zusammen – zu 100 % Musliminnen. Und wenn eine Nichtmuslimin mitmachen will?, frage ich. Antwort: "Das haben am Anfang ein paar probiert. Die ham aber ka Freud g’habt. Die Damen dort wollen unter sich sein." Meine eigenen Eltern haben sich seinerzeit in Zürich übrigens auch "unter sich" kennengelernt. In einem "Österreicher-Club", in dem Schweizer nur geduldet waren. Meine Bleiburger Mutter war damals Kindermädchen im Haushalt des Geschäftsmanns Raymond LeKashman und mein Wiener Vater ebenda Chauffeur. (In WK2 als Major der US-Air Force auf dem englischen Militärflughafen Twinwood Farm stationiert, sah LeKashman übrigens genau morgen vor 71 Jahren, am 15. Dezember ’44, einen gewissen Glenn Miller in ein einmotoriges Flugzeug steigen und nie mehr..., but that’s another story.)Wie gesagt 70:30. Unter den 30 das Mail einer Kollegin. "Heute der eigene Schwimmtag im Bad, morgen die Burka in der Schule! Das finden Sie richtig?" Nein, gnädige Frau, finde ich nicht richtig. Im Gegenteil! Hijab, Tschador, Burka, Çarsaf, Niqab gehören in Kindergärten, Schulen oder Ämtern VERBOTEN. Und offen gestanden will ich verschleierte Frauen auch auf der Straße nicht sehen. Und zwar aus Gründen der Psychohygiene. Weil, ja, Frauenrechte sind eine Errungenschaft, die es zu verteidigen gilt! aliceschwarzer.de/artikel/alice-schwarzer-der-faz-fuer-ein-burka-verbot-265182)Und das Kopftuch? Da sage ich seufzend: Soll Ayse es halt tragen, wenn sie glaubt – so wie Schimon sein Käppi und Jan sein Kreuz um den Hals! Als Symbole der religiösen Zugehörigkeit – und nicht des Widerstands gegen unsere Gesellschaft. Zumal der Versuch, Religion mit dem Brecheisen aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, schnurstracks nach Paris führt.