Schule - und der Rest des Lebens: Amouren, Feen, Wurstsemmeln
Leider, so klagte „ Marta1340“ in Anspielung auf meinen letzten Text, würden sich Lehrer heute nicht mehr an Mütter heranmachen, sondern gleich an die Schülerinnen. Als Beispiel nannte sie die vier Monate bedingt, die ein 60-jähriger Lehrer im Burgenland für ein amouröses Hm mit einer 17-Jährigen bekommen hatte. Dazu muss man zur Ehrenrettung meines Berufsstands aber schon sagen: Nachhilfelehrer! Der Mann tat, was er tat, als Nachhilfelehrer!
Eine andere Mutter beklagte sich bei GUITAR, wie ihr Sohn, 1. Klasse AHS, von seinem Deutsch-Lehrer auf die Zentralmatura vorbereitet werde. Konkret, gehe es dort jetzt den Adjektiven an den Kragen, denn plötzlich sei nicht mehr wichtig, wie man einen Text formuliere, Hauptsache, er habe 120 Worte. Erklärung: Für künftige Zentralmaturatexte gebe es Längenvorgaben, und wer diese um mehr als 10 Prozent verfehle, bekomme Punkteabzug.
Nun denke ich zwar, dass weltweit eher zu viel als zu wenig gesagt wird, und am liebsten bin ich dort, wo nach der Weisheit gelebt wird: „Wenn das, was du sagen möchtest, nicht schöner ist als die Stille, dann schweige!“ Andererseits widerspricht die sprachliche Selbstzensur dem hierzulande seit Generationen üblichen Modus Vivendi. Ein prominenter Österreicher erzählte mir vor vielen Jahren anlässlich eines gemeinsamen TV-Auftritts im „Café Central“, wie eine Lehrerin versucht habe, ihm die Lust am Wort zu vermitteln. „ Helmut, nicht alles in einem Satz. Nicht: ,Ich sah eine Fee!‘ Schreib: ,Ich sah eine leuchtend weiße Gestalt. Es war eine Fee.‘“ Gelehrig habe er den Rat befolgt und der Lehrerin im nächsten Aufsatz stolz zu lesen gegeben: „Ich aß eine leuchtend rosa Semmel. Es war eine Wurstsemmel!“ Die Wellenlinie habe er sich zwar wieder nicht erspart. Aber von Nachteil sei seine Fähigkeit, manchmal ein paar Worte mehr zu verlieren, auch nie gewesen, schloss Helmut Zilk.