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Schule: Aussterbende Arten

Allein seit 1950 sind 230 spurlos verschwunden, alarmierte die UNESCO vor einiger Zeit. Zwar gebe es weltweit noch ca. 6000, aber alle zwei Wochen gehe eine davon für immer verloren.

Tiere? Pflanzen? Nein: Sprachen! Okay, nicht alles, was einer über die Lippen kommt, ist schon eine Sprache. Englisch-Stunde:

– Herr Lehrer, Oida, Lukas hat schon wieder fick dich zu mir gesagt.

– Hab ich nicht, du Opfer! Ich hab fick und fin gesagt.

– Sehen Sie, schon wieder!

– Calm down, Ivana, Lukas wollte dick und dünn sagen. Er kann das Tiejtsch nicht so gut.

Das geht zwar weltweit mehr oder weniger allen so (und nicht nur uns Österreicherinnen, aber vom Aussterben ist Englisch trotzdem nicht bedroht. Deutsch schon eher. Als ich einmal das Wort „Hausverstand“ gebrauchte, begann die halbe Klasse verkrampft zu lachen. Man hatte meine vermeintliche Anspielung auf eine Supermarktkette zwar nicht verstanden, wollte mich aber nicht kränken. Dabei war da gar nichts, worauf ich angespielt hätte, nur hatten die Kinder „Hausverstand“ ohne Konnex mit einem Werbemännlein im weißen Rolli noch nie gehört.

Auf die Frage, wie Kindern ein besseres Deutsch beizubringen wäre, höre ich oft: Mehr Deutschkurse, mehr Hausaufgaben! Leicht gesagt. In einer mir gut bekannten 4A gehen drei der 20 Schülerinnen abends ... nein, nicht mit der Mama in den Deutschkurs. Sie gehen abends mit der Mama putzen. 15-Jährige!

– Romi, echt?

– Sonst wird sie nicht fertig, bevor der Papa kommt.

– Ich denke, deine Mutter arbeitet beim Zielpunkt?

– Ja, am Tag. Aber am Abend geht sie Büros putzen.

Die Liste der aussterbenden Arten ist groß. Alle paar Wochen scheint eine für immer verloren zu gehen. Tiere? Pflanzen? Sprachen? Nein. Jobs, von denen man leben kann…