Meinung/Kolumnen/Schule

Gagalüfterl

Ich hatte umständehalber einen Teil der sommerlichen Binnen-I-Diskussion versäumt.

Niki Glattauer
über gegenderte Sprache

War nicht gerade ein Shitstorm, aber nennen wir es ein Gagalüfterl: Dass ich penetrant von Lehrerinnen schreibe, wenn ich Lehrer meine, sei der Grund, warum er meine Kolumne „schon lange nicht mehr lese“, schreibt mir Kollege Severin K., Linz. Aha? :-) Warum ich mich „dem Kampfemanzentum verschrieben“ habe, während „wirkliche Größen wie der Philosoph Liessmann offen* gegen das Binnen-I und andere Verunstaltungen der deutschen Sprache mobil machen“, wettert Bibiane F. aus Krems.

Gut. Ich hatte umständehalber einen Teil der sommerlichen Binnen-I-Diskussion versäumt. Inzwischen nachgelesen, pro und contra, sprich Hamann & Hammerl contra Mayer & Liessmann. Ergebnis nach tiefer innerer Einkehr: Hamann & Hammerl waren mit Abstand überzeugender, oder um es mit Letztgenannter zu sagen: „Schafft das Binnen-I ab, Schwestern (...), und wartet, was dadurch besser wird. Ihr werdet lange warten.“ Ich werde also, mit und ohne Verlaub, liebe Kolleginnen, weiterhin munter drauflosgendern. Und weil’s gerade so gut passt, hier noch ein bisserl Positionierung zum Thema:

Dass sich Frau Ministerin Heinisch-Hosek klar für die Beibehaltung gegenderter Sprache in schulbehördlichen Texten ausgesprochen hat: Bravo!

Dass Frau Ministerin Karmasin dafür ist, vermehrt auch homosexuelle Lebensmodelle in Schulbüchern abzubilden: Bravo!

Dass eine ältere Kollegin jetzt zu Schulanfang von ihrer Direktorin gebeten wurde, ihre lesbische Neigung vor ihren „jüngeren Kolleginnen, geschweige denn unseren Kindern um Himmels Willen“ zu verschweigen: Kann man dazu noch etwas sagen? Doch, man kann. Die Gründung der Initiative „ausgesprochen: schwule, lesbische, transgender LehrerInnen in Österreich“ durch meinen geschätzten Kollegen Markus Pusnik vom SPZ Leopoldstadt (Kontakt: wolfgang.wilhelm@wien. gv.at) ist die richtige Antwort: Bravo, Pusnik :-)!

* Den im zweiten Absatz angesprochenen Anti-Binnen-I-Brief unterzeichneten 800 ÖsterreicherInnen. 300 davon Lehrerinnen (Männer mitgemeint). Also in freudiger Erwartung des nächsten Gagalüfterls.