Holobänder und Hohlköpfe
Von Niki Glattauer
Und wofür, wenn nicht für Bildung, sollte Steuergeld sinnvoll ausgegeben werden? Für Banken?
über Steuergeld
Zur Zukunft unserer virtuellen Welt schrieb unlängst der Blogger und Leiter von GameStandard, Szolt Wilhelm, einen bemerkenswerten Beitrag: "Über ein Holoband, das man wie eine Brille aufsetzt, wird das Gehirn mit einer virtuellen Welt verbunden. (…). Wer du bist, welche Träume du dir verwirklichen kannst, wen du kennenlernst, wird auf einmal nicht mehr dadurch bestimmt, wie viel Geld du hast, wo du geboren wurdest oder in welchen sozialen Kreisen du verkehrst, sondern allein durch deine Vorstellungskraft, Wünsche und Träume. Es ist egal, ob du in Wirklichkeit nicht laufen kannst oder keine Stimme zum Singen hast – in V-World kannst du deine physischen und gesellschaftlichen Barrieren spielend überwinden."Albtraum? Auch kein schlimmerer als die des realen Alltags, wenn du mich fragst.
Schau dir die aktuellen Schlagzeilen an. "Flatrate-Bordelle könnten österreichweit verboten werden." Nicht dass sie verboten werden könnten, ist der Wahnsinn, sondern dass tatsächlich eines aufmachen konnte. Wie hohl ist eine Gesellschaft, die sich "All-you-can-eat"-Tickets für den sexuellen Verzehr von Frauen ausdenkt? Und wie hohl sind Gesetze, die einen solchen Umgang mit Menschen erlauben?Oder der Leserbrief in der Gratiszeitung, in dem sich ausgerechnet der Gratisleser über die Gratisförderung aufregt, die die Stadt Wien für lernschwache Pflichtschulkinder einführen wird. Der Mann mit Schaum vor dem Mund sinngemäß: Wie komme der Steuerzahler dazu, Rabenmütter zu unterstützen, die lieber Karriere machen, als mit ihren Bangerten zu lernen? Frag ich mich: welche Karriere, die beim "Sauber-Fix"?
Und wofür, wenn nicht für Bildung, sollte Steuergeld sinnvoll ausgegeben werden? Für Banken? Und damit es an dieser Stelle auch aus dem Mund eines kleinen Pflichtschullehrers mit gefühlten 150 Prozent lernschwachen Kinderlein gesagt sei: Jawohl, Herr Bürgermeister, die schulische Zwei-Stunden-Gratis-Nachhilfe durch 400 zusätzliche Lehrerinnen sind ein Hit! Die Kinder brauchen sie. Die Eltern brauchen sie. Und wir Lehrer/innen können dazu eigentlich nur danke sagen. Vielleicht brauchen wir dafür später ein paar Holobänder weniger.