Frontalunterricht
Von Niki Glattauer
Aber wie gesagt, können muss man’s halt
über Frontalunterricht
Dazu gibt es inzwischen Neuigkeiten aus meiner zweitliebsten Gratiszeitung mit dem schlanken Titel, aps, Zeitschrift der Gewerkschaft Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst. Inhalt dort ja für gewöhnlich: Ach, wie ungerecht und kalt zum heimischen Lehrpersonal sind doch die Menschen da draußen, und je ungerechter und kälter, umso näher man dem Minoritenplatz (bm:ukk) kommt.
Diesmal aber widmete Pflichtschul-Obergewerkschafter Paul Kimberger auf seiner „Seite des Vorsitzenden“ nach dem gewohnten Lamento fünf Absätze dem Frontalunterricht. Tenor: Der ist besser als sein Ruf.
Und diesmal muss ich sagen, da bin ich voll d’accord. Weil ich behaupte, besser dem, dem Kindergarten entwachsenen Menschen mit Worten begreiflich machen, was er begreifen soll, als ihm Papierstöße (oder ein lustiges Spiel) aufzulegen. Zeigt mir übrigens auch mein außerschulisches Erwerbsleben. Noch nie hat dort jemand versucht, mir etwas Kompliziertes per lustigem Zettel zu erklären. Die Menschen „da draußen“ sprechen, sobald sie etwas wollen, und zwar durch den Mund. Aber das ist wie gesagt nur die Praxis, und was zählt schon die Praxis, wenn sich die Bildungsexperten einer Theorie verpflichtet fühlen, die entschieden hat: Frontalunterricht pfui gack!
Diesmal gewerkschaftlicher Entlastungsangriff. Dafür zitiert Paul Kimberger eine in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlichte Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sinngemäß: Schüler schneiden in Tests umso besser ab, je mehr Zeit der Lehrer für die frontale Vermittlung des Stoffs aufgewendet hat. Und: Wenden Lehrer nur zehn Prozent mehr Zeit für Frontalunterricht auf, bringt das einen Wissenszuwachs von 1 bis 2 Monaten Schulbildung. Und schließlich: Vor allem Schüler aus bildungsfernen Schichten profitieren durch die sogenannten modernen Unterrichtsformen kaum.
Von mir kein Einspruch. Aber wie gesagt, können muss man’s halt. „Buch heraus, Seite 27. Ich lese laut und ihr lest leise mit“, gehört jetzt nicht unbedingt dazu.