Meinung/Kolumnen/Schule

Die liebe Frau Faymann

Grundsatz: NIE Parteipolitik in der Klasse

Niki Glattauer
über Werner Faymann

Aus gegebenen Anlässen ( Wahlen im Land, Wahlen in der Türkei, nahender Höhepunkt in der 5. Staffel von Game of Thrones) Thema in der 3A: Diktatur vs. Demokratie; starker Mann vs. Konsenspolitik; „Máximo Líder“ vs. minimalster gemeinsamer Nenner. Weil, eines ist natürlich schon komisch:

Da singen sie in den Medien ihre Lamentos vom großen Diktator im Osten und vom kleineren im Östchen und wettern an runden Tischen gegen den „autoritären Despoten in Ankara“, aber wenn es dann einer im eigenen Land ganz anders macht und auf Brusttrommeln, „starke Hand“, „straffe Zügel“ und „kurze Leinen“ verzichtet, weil er den Kompromiss über alles stellt, den Konsens über das Machtwort und die Ergebnisse demokratischer Entscheidungen zähneknirschend auch dann akzeptiert, wenn sie der eigenen Haltung zuwiderlaufen, dann wird ihm „mangelndes Leadership“ unterstellt. Klar, man kann Werner Faymann auch anders sehen, ich sehe ihn so. Ist es nicht merkwürdig, sage ich, dass jene, die das Ignorieren des Wählerinnenwillens am lautesten beklagen, die sind, die „Führungsschwäche“ konstatieren, kaum dass dieser Wählerinnenwille ein anderer ist als der eigene?

Sage ich in meiner 3A natürlich alles NICHT. Weil a) Grundsatz: NIE Parteipolitik in der Klasse und b) müsstest du ihnen die Namen der handelnden Akteure erst beibringen.

– Wisst ihr, wer in Österreich Regierungschef ist?, hatte ich vor Jahren eine Klasse gefragt, als wir Wahlplakate besprachen. Darauf Merve: „Bürgermeister ist glaub ich der Engländer.“ Und dann kam ein zaghaftes „Faymann?“ heraus – ausgesprochen wie das Papiertaschentuch.

Daher diesmal ohne gemeine Abseitsfalle:

– Ihr wisst ja, wie Österreichs Bundeskanzler heißt. Faymann.

Faymann? Echt? So wie diese liebe Frau Faymann, die in der ersten Klasse Lernhilfe bei uns war?

– Richtig, Aleks, das war nämlich seine Tochter. Sie hat es nur nicht heraushängen lassen.

– Was hat sie nicht?

– Vergiss es.

Das war dann genug Politik in der 3A, hat eh schon geläutet.