Meinung/Kolumnen/Schule

Da machst du den Diener!

Da machst du als Lehrerin vor Anerkennung den Dauerdiener!

Niki Glattauer
über Lesepaten und ehrenamtliche Lernhilfe

Ob ich nicht auch einmal etwas Positives über die Schule schreiben wolle, er habe da etwas für mich, fragt mich per Mail Herbert Dobrovolny, der legendäre Ö1-Chefsprecher. Von wegen "auch einmal", s.g. Herr Dobrovolny, ich finde ja, dass praktisch alles positiv ist, was ich über Schule schreibe, jetzt einmal abgesehen vom System ;-).

Aber gut, warum nicht immer wieder Positives? Gibt genug von, wie der Deutsche sagt. An meiner Schule z. B., NMS Schopenhauerstraße, kannst du nach 14 Uhr in keinen Raum gehen, ohne dass du dort einen offensichtlich gut situierten Herren oder eine Lady im vertraulichen 1:1-Tete-a-tete mit einem unserer Ahmets und Nimaans antriffst. In der Regel unterbrichst du, wenn du als gemeine Lehrerin einen solchen Raum betrittst, lebhaften, in Deutsch gehaltenen Palaver, manchmal einen auf Englisch. Zwischendurch fliegen dir auch nur Zahlen um die Ohren, bevor du – "Pardon, ich vergaß... !" – die Tür schnell wieder zumachst.

Die Damen und Herren geben Lernhilfe. Die meisten von ihnen sind Mitglieder des "Austrian Senior Experts Pools" rund um den Arzt im Ruhe Univ.-Prof. Konrad K. Steinbach, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schüler mit Sprachdefiziten zu unterstützen, ehrenamtlich, also gratis. Andere sind "Lesepaten", wieder andere Native Speaker aus der Nachbarschaft, eine US-Amerikanerin, ein Türke, eine echte Wienerin ;-). Da machst du als Lehrerin vor Anerkennung den Dauerdiener!

Damit zurück zu Herbert Dobrovolny. Er steht der "Generation Community" der Altpiaristner vor, der Vereinigung ehemaliger Piaristen-GymnasiastInnen des BG8 in Wien. "Wir engagieren uns, um den Schülerinnen und Schülern ein über den Lehrplan-Horizont hinausgehendes Bild der Arbeitswelt zu bieten", sagt der frühere Ö1-Zampano und organisiert Vorträge oder Clubbings für die Chefs und Chefizas von morgen. Mittwoch nächster Woche z. B. kommt Prof. Rudolf Taschner, um den jungen Piaristen zu erklären, "Was die Mathematik glaubt". Gut, ich glaube ja, dass die primär an sich selber glaubt und zwar in grenzenloser Selbstüberschätzung :-), aber ich heiße ja auch nicht Taschner.