Achtung, Bildungsexperten (2)
Meine ePost bezog sich zuletzt zu gut einem Viertel auf meine Formulierung, wonach sich Univ. Prof. Stefan P. Hopmann „einigermaßen zu Recht Bildungsexperte" nenne. Tenor: Warum nur „einigermaßen"? Nun schätze ich Prof. Hopmann, wie zwischen den Zeilen zu lesen war, sehr. Warum also meine Einschränkung? Ganz einfach: Weil auch er nie richtig Lehrer war. Mit „richtig" meine ich von Kindern.
Das ist ja das Dilemma an der Diskussion: Da schwadronieren Leute über Sinn und Unsinn von Ganztagsschule, über Nutzen und Schaden von Gesamtschule, über schlechte Schulen und noch schlechtere Lehrer, aber der eine ist Betriebswirt, der nächste Humangenetiker, der dritte betreibt „Bildungsforschung mit besonderer Berücksichtigung der Bildungsgeschichte".
Haben tun sie ihre eigenen 1,4 Kinder und zwar in aller Regel im Gymnasium. Aber keiner hat je den Kevin gehabt, in der Volksschule fünf Mal die Woche vier bis sechs Stunden im Stück, oder später dann in der NMS den Kevin, den Ali und die Marijana, die schon deswegen nie ihre Hefte herausnehmen, weil sie nach einem Monat Schulenichtgehen gar keine Hefte mehr haben.
Oder 25 14- bis 16-Jährige gleichzeitig, elf davon ohne Deutsch – OHNE! –, weil eben eingewandert. Da machst du, wenn du um 07:45 Uhr in den Ring steigst, im Geiste das Kreuzzeichen. Oder du siehst in einer 1A AHS zehn Kinder zappeln, die 2027 nicht auf 10er runden können – komisch, weil im Volksschulzeugnis haben sie in Mathe alle einen 1er gehabt.
Was ich mit all dem sagen will: Wenn ich ein richtiges Gulasch machen will und ich weiß nicht, wie, frag ich den Fleischhauer. Aber bestimmt nicht den Molekularbiologen. Ach ja: Drei Viertel der Mails betrafen die Bildungsexpertenschaft von Andreas Salcher. Kolleginnen und Kollegen, ich muss schon sehr bitten!
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Hintergrund
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