Wenn ein Blick genügt
Von Andreas Schwarz
Jüngst im Urlaub traf ich auf einen Verhaltenscoach. Der verhielt sich insofern, als er sich jeden Tag ein paar anderen Urlaubsgästen näherte, sich im Laufe des urlaubsamikalen Gesprächs als Verhaltenscoach auf Urlaub zu erkennen gab und Sachen sagte wie "Ich sehe, ihr seid wirklich eine außergewöhnliche Familie" oder "Du bist ein toller Sohn, und du kannst auf deinen Vater stolz sein" oder "Ihr seid mir sofort aufgefallen: Es genügt ein Blick in die Augen eines Menschen, um zu wissen, wer er ist." Der Verhaltenscoach sah ein bisschen aus wie der missratene ältere Bruder von Dieter Bohlen, und warum er überhaupt Urlaub machte, erschloss sich nicht.
Warum das hier erzählt wird? Weil Firmen oft viel Geld dafür ausgeben, dass so jemand ihrer Belegschaft auf Seminaren und Klausuren etwas beibringt. Soziales Interagieren zum Beispiel. Oder Optimismus im Falle des Euphemismus "Optimierung". Effizienter wäre vermutlich, Mitarbeiter öfter auf Urlaub zu schicken – sie regenerieren sich besser, und irgendwann treffen sie schon auf so einen.