Kolumnen/Meine Stadt

Wie(n) im Wilden Westen

Eigentlich hätten es die beiden Autofahrer schon beim Einbiegen sehen müssen. Dass ihr Porsche Cayenne und VW Amarok in der vollgeparkten Gasse in Wien-Währing auch mit eingezogenem Bauch und eingeklappten Seitenspiegeln nicht aneinander vorbeikommen würden.

Doch die Fahrer der SUV rollten trotzdem aufeinander zu. Wohl nach dem Motto: "Der Schwächere schiebt zurück und meiner ist größer." Stoßstange an Stoßstange kamen sie in der Mitte der Gasse zum Stehen. Ihre Blicke fixierten sich. Wäre das nicht Wien sondern der Wilde Westen, wäre jetzt wohl ein Steppenläufer durchs Bild gerollt. Doch statt des Mundharmonika-Lieds vom Tod ertönte ein langer Hupton aus SUV 1. Fahrer 2 ließ sich nicht beeindrucken. Ohne den Blick abzuwenden, fanden seine Finger den Weg zum Fensterheber. Er wartete, bis Fahrer 1 ebenfalls das Fenster geöffnet hatte. Dann knallten die Wortsalven: "Jetzt schieben’S endlich zurück!" – "Sie haben es näher zur Kreuzung!" – "Ich war vor Ihnen da!"

Schnitt. Beziehungsweise: Ich ging in den Billa. Als ich wieder herauskam, waren die Autos weg – hat am Ende doch einer nachgegeben. Aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der erste Enge-Gassen-Wutanfall-Unfall passiert. Denn laut aktueller Statistik ist in Wien bereits jeder fünfte Neuwagen ein SUV.