Tschuschenkapelle
Von Uwe Mauch
Zudem machen die beiden Freunde in Wien eine Musik, bei der auch den Hiesigen das Herz aufgeht.
über Josip und Slavko
Sie kamen beide als junge, alleinstehende Männer nach Wien. Der Josip und der Slavko. Und es wurde damals schon ungeprüft in den Raum gestellt, dass „die Ausländer“ unserem Goldenen Wienerherz nicht gut täten.
Daher nannten sie die Höflicheren „Gastarbeiter“ (in der stillen Hoffnung, dass sich diese Fremdkörper bald wieder schleichen, spätestens dann, wenn die Gastarbeit erledigt ist); und die Unhöflichen taten sie als „Jugos“ oder „Tschuschen“ ab (im Irrglauben, selbst die besseren Leute zu sein).
Nun hat sich die Hoffnung der Höflicheren nicht erfüllt. Der Soziologe Slavko Ninić übersetzt heute als beeideter Dolmetscher bei Gericht, und der Meteorologe Josip Čenić hilft einer Wiener Versicherung, gutes Geld mit den, ja genau!, Menschen mit Migrationshintergrund zu verdienen.
Zudem machen die beiden Freunde in Wien eine Musik, bei der auch den Hiesigen das Herz aufgeht. Der Slawonier Ninić entzaubert mit seiner Wiener Tschuschenkapelle Vorurteile. Der Dalmatiner Čenić verzaubert mit seinen Dubrovački Kavaljeri uns Wiener von der Alten Donau an die Adria.
Beide tragen dankenswerterweise zum Gelingen der Stadt bei. Beide fehlen in ihrer ersten Heimat. Bald werden wir das auch von Syrern, Afghanen, Irakern und anderen sagen.