Neue Moden

Es läutet an der Tür. Ein Mal, zwei Mal, Sturm. Als ich öffne, steht ein Kasten vor mir. Den hat mein neuer Nachbar bestellt. Jetzt ist er nicht zu Hause, und das sperrige Ungetüm landet vorerst bei mir – direkt vor der Küchentür abgestellt. Als ich das registriere, ist der Bote freilich schon weg. Der Werbespruch "Die Post bringt allen was " meint in meinem Fall einen verstellten Zugang zum Kühlschrank.

Ich könnte mir etwas zu essen bestellen. Nicht Pizza – das war gestern. Sondern gleich den ganzen Wocheneinkauf. So schaut der Einkauf der Zukunft aus. Sagen zumindest die Supermarkt-Manager, die gerade ihre Webshops hochfahren. Die gleichen Leute haben schon ein Netz von Filialen über die Stadt gezogen. Ich bin umzingelt. Im Umkreis von fünf Gehminuten gibt es 20 Lebensmittelgeschäfte. In den meisten bin ich schneller, als ich meinen Computer hochfahren kann.

Also geh ich raus und auch gleich zu meiner Lieblingsboutique. Davon kann mich auch Christiane Hörbiger nicht abbringen, die jetzt für den Onlinehändler Zalando Werbung macht. Nach dem Motto: Seid nicht altmodisch! Kauft bei Zalando. Zum Schreien! Wenn ich Hörbiger in der Stadt sehe, frag ich sie, ob sie auch nur hier ist, weil ihr der Nachbar den Weg zur Küche verstellt hat.