Meinung/Kolumnen/Meine Stadt

Herzschmerz

In einem Jahr wie diesem können wir ein paar Herzen echt gut gebrauchen.

Julia Pfligl
über den Herzerlbaum

Damit 2016 auch ganz sicher als "worst year ever" in die Geschichte eingeht, hat es in seinem letzten Viertel noch einmal alles gegeben. Da wird ein durchgeknallter (und zudem schlecht blondierter) Milliardär US-Präsident; da trennt sich das größte Liebespaar unserer Zeit (nein, nicht die Lombardis – die Jolie-Pitts); und jetzt ist auch noch der Herzerlbaum Geschichte (Verschwörungstheoretiker prüfen noch, ob das Brangelina-Aus damit zu tun hat). Die rote Kitsch-Instanz auf dem Rathausplatz wurde abgeschafft – und zwar wegen eines Rechtsstreits zwischen der Stadt und jener Agentur, die den Christkindlmarkt bis heuer gestaltet und den Herzerlbaum vor 30 Jahren erfunden hat.

Man könnte meinen, in einem Jahr voller politischer Hiobsbotschaften sei ein verloren gegangener Baum mit roten Herzen egal. Doch das ist es nicht. Verliebt unter diesem Baum zu stehen, war für mich als Teenager der Inbegriff von Glück. Später stand ich verliebt unter diesem Baum – und tatsächlich war es so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ja, der Herzerlbaum ist kitschig. Aber er ist auch ein Symbol für unsere Träume, und er lässt uns für einen Moment vergessen, was alles falsch läuft auf dieser Welt. Und außerdem: In einem Jahr wie diesem können wir ein paar Herzen echt gut gebrauchen.