Meinung/Kolumnen/Meine Stadt

Seltsame Tage

Der Höhepunkt des Jahres ist vorbei, das Jahr noch nicht. Dadurch entsteht ein trostloses Vakuum.

Julia Pfligl
über die Tage "zwischen den Jahren"

Nun befinden wir uns also zwischen den Jahren, und das ist genauso seltsam, wie es sich anhört. Dass die vier Tage zwischen Weihnachten und Silvester so genannt werden, habe ich erst vor Kurzem gelernt (davor bevorzugte ich den Begriff "Weihnachtsferien"). Schön langsam begreife ich die tiefere Bedeutung: Der Höhepunkt des Jahres, Weihnachten (jeder, der etwas anderes behauptet, lügt), ist vorbei, das Jahr noch nicht. Dadurch entsteht ein trostloses Zeit-Vakuum. Die letzten Vanillekipferl bröseln vor sich hin, weil die selbst verhängte Kalorien-Toleranz mit dem Stefanitag zu Ende gegangen ist; der Christbaum verliert seine ersten Nadeln; Weihnachtslieder und, Hallelujah!, -Werbespots machen sich leise aus dem Staub. Dafür poppen plötzlich überall Standln auf, die Edelmüll in Form von Schweinchen, Kleeblättern und Rauchfangkehrern verkaufen. Oder, noch schlimmer, Böller.

Der Bus, der zum Büro fährt, ist erschreckend leer, der Bus, der zur Einkaufsstraße fährt, erschreckend voll. "Zwischen den Jahren" könnte auch "Zwischen den Geschäften" heißen: Wer nicht umtauscht, löst ein. Oder deckt sich für Silvester mit Raclette-Käse ein. Das wirklich Schöne am 31. Dezember ist, dass mit ihm die Zeit zwischen den Jahren endet. Und wir uns dann schon fast ein bisschen auf den Jänner freuen.