Schimpfwort: Floridsdorf
Von Uwe Mauch
Der sehr verehrte Schauspieler aus der Josefstadt hat ein eigenes Weltbild: er zivilisiert – wir wild. In einer Wiener Boulevardzeitung ortet er daher Floridsdorf als „eine Gegend, die fast ein bissl als Schimpfwort verwendet wird“.
Vielleicht möchte sich der Herr Mime einmal der realen Zumutung unterziehen und in unsere Gegend kommen. Er würde feststellen, dass wir sogar den Umgang mit Messer und Gabel beherrschen. Und er würde wohl auch feststellen, dass einige von uns 155.998, die er in einem Sumpf von Schimpf und Schande wähnt, Fans von ihm sind.
OK, der 21. Hieb ist kein innerstädtisches Juwel. OK, die Geschäfte und Geschäftsstraßen rund um das Amtshaus am Spitz haben schon einmal bessere Zeiten erlebt. OK, die Leute sind bei uns anfälliger als anderswo für die giftige Rhetorik der Krawallerzeuger. Doch es gibt in unserem Bezirk, der aus mehreren Dörfern am Ende zu einem großen Ganzen zusammen gewachsen ist, auch Entdeckenswertes, Erzählenswertes.
Wussten Sie etwa, dass Floridsdorf einst als Hauptstadt von Niederösterreich im Gespräch war und dass sich am Ende der mächtige Wiener Bürgermeister Lueger mit Nachdruck gegen diese Loslösung ausgesprochen hat? Ganz so grindig kann unsere Gegend also doch nicht sein. Haben die Ehre!