Ned lochn, Mister Sunday!
Von Uwe Mauch
200 Euro – für ein bisserl Lustigsein: Das ist enorm viel Geld für einen, der seit 14 Jahren vom Verkauf der Wiener Straßenzeitung Augustin lebt. Zahlt er die 200 Euro nicht, muss er für zwei Tage ins Gefängnis. So will es eine Strafverfügung, die Osariemen Sunday in Händen hält.
Ob der gebürtige Nigerianer und seit 2006 österreichische Staatsbürger an jenem Mittwoch in der Schottenpassage nur ein bisserl lustig oder doch fröhlich war, lässt sich heute nicht genau sagen. Es steht Aussage gegen Aussage. Die Polizei wirft ihm vor, er habe die öffentliche Ordnung gestört, weil er Passanten „sehr laut angesprochen und sich durch die Menge der auf die Straßenbahn Wartenden gedrängt“ hat, „sodass Fahrgäste ausweichen mussten und sich sichtlich gestört fühlten“.
Der Augustin-Verkäufer sieht das ein bisserl anders. Er sei von sieben Polizisten, die sich äußerst gereizt an ihn wandten, kontrolliert worden. Sein nicht schüchterner Vorwurf, dass die Amtshandlung der Tatsache geschuldet sei, dass er „black“ ist, habe die uniformierten Beamten nicht relaxter gemacht.
Inzwischen haben etliche Passanten ihre Sympathie für den Kolporteur bekundet. Einhelliger Tenor: Der immer fröhliche Mister Sunday ist ein Gewinn für die Schottenpassage. Man fragt sich daher: Gibt’s eine Chance für ein Happy End?