Meinung/Kolumnen/Meine Stadt

Mon dieu

Warum wir uns für ein französisches Restaurant entschieden, ist mir im Nachhinein nicht ganz klar.

Julia Pfligl
über einen Wien-Tag mit den Großeltern

Ich hätte es wissen müssen: Wenn die Großeltern für einen Tag Land- gegen Stadtluft tauschen, um der Sponsion des g’scheiten Enkels beizuwohnen, ist es ratsam, bei der Planung auf Nummer sicher zu gehen. Heißt: keine kilometerlangen Fußmärsche durch den Betondschungel, nur die herausgeputzten Ecken der Stadt präsentieren und – das Allerwichtigste – ein Lokal aussuchen, das ihnen das Gefühl gibt, sie säßen beim Kirchenwirt ums Eck.

Warum wir uns dennoch für ein französisches Restaurant entschieden, ist mir im Nachhinein nicht ganz klar. Einer bösen Vorahnung folgend, warf ich am Vorabend einen Blick in die Online-Menükarte – und erschauderte. Kein Schnitzel! Und auch sonst nichts Frittiertes. Dafür jede Menge Fisch und gefüllte Palatschinken, die allerdings Crêpes heißen. Mon dieu.

Dementsprechend entspannt gestaltete sich die Situation bei Tisch. Während Opa 1 die Speisekarte auf Hausmannskost durchsuchte, raunte er Oma 1 ein verzweifeltes "Gibt’s do gor nix G’wehnliches?" zu. Und Opa 2 konnte in letzter Minute davor bewahrt werden, einen exotischen Garnelenspieß zu ordern (Oma 2: "Des host jo nu nie g’essn!"). Ich begann zu schwitzen – und schwor mir, bei einer etwaigen Promotion im Schweizerhaus zu reservieren.