Meinung/Kolumnen/Meine Stadt

Männerwirtschaft

Die angesagtesten Bars, Restaurants und Cafés der Stadt heißen jetzt nämlich so wie der Onkel (Ulrich), der Bruder (Jonas) oder der Opa (Leopold).

Julia Pfligl
über Wiens Gastro-Szene

Den Morgen danach verbringe ich am liebsten mit Ulrich. Er macht einfach das beste Avocadobrot der Stadt! (Weil das viele so sehen, hat er aber leider selten Zeit für mich.) Gut, dass es jetzt seinen neuen Nachbarn, den Erich, gibt. Der soll auch nicht so übel sein. Für ausgedehnte Sonntagvormittage eignet sich aber auch Augustin ganz hervorragend. Wenn es mal schnell gehen muss, wartet Jonas (Reindl) zuverlässig mit Milchkaffee und Kuchen. Der feurige Francesco ist der Experte für romantische Abendstunden mit Pizza Margherita und Tiramisu, und mit dem coolen Leopold lässt es sich am besten durch die Nacht tanzen.

Tatsächlich bietet Wien für jede Tages- und Nachtzeit bzw. jedes kulinarische Bedürfnis den passenden Mann – nun ja, zumindest in Lokalform. Die angesagtesten Bars, Restaurants und Cafés der Stadt heißen jetzt nämlich so wie der Onkel (Ulrich), der Bruder (Jonas) oder der Opa (Leopold). "Weibliche" Lokalnamen sind in Wien hingegen eher die Ausnahme – wie etwa der Italiener Regina Margherita oder das Restaurant Ella’s in der Innenstadt. Würden weniger Menschen ins Ulrich gehen, hieße es Ulrike? Wohl kaum. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald eine Petition der Jungen Grünen: Mehr Gendergerechtigkeit für Wiens Gastro-Szene!