Meinung/Kolumnen/Meine Stadt

A Malheur in der Tramway

Es war früh in der Fahrerunterkunft. Und er war übernachtig, wie man in Wien die Schlaftrunkenheit nennt.

Mag. Uwe Mauch
über einen Straßenbahnfahrer

Mein Schulkollege, der Butz, hat viel erlebt, unter anderem hat er auch Straßenbahnen in Wien gelenkt. Immer unterhaltsam, wenn er aus seiner aktiven Zeit bei den Wiener Linien erzählt. Hier meine Lieblingsgeschichte:

Es war früh in der Fahrerunterkunft. Und er war übernachtig, wie man in Wien die Schlaftrunkenheit nennt. Er erinnert sich, dass er einen Kaffee aus dem Automaten gedrückt und bei jedem Dös san jo lauta Trotteln der Kollegen genickt hat.

Beim Verlassen des Expedits hat der Butz unabsichtlich daneben gegriffen: Er zog die Uniformjacke einer Kollegin über, was er jedoch erst unterwegs bemerken und bereuen sollte. Die Knöpfe der Jacke waren nicht rechts, sondern links. Es fiel ihm dann nicht leicht, sein Malheur via Funk zu melden:

Expedit für 9-23, wos gibt’s?

9-23 hier. I hob do a Jackn, die is irgendwie aunders.

Funkstille erst, dann ein Orkan, mehr Drohung als Frage, für alle am Funk hörbar: Wooos, du bist dea Waunsinnige!!!?

Wahnsinnig, weil die Jackenbesitzerin die Frau des Expeditleiters war. Und diesem bereits ordentlich im Ohr lag.

Der Butz sah sodann, wie ihn seine Kollegen unterwegs grüßten: nicht mit dem routinierten Anheben des kleinen Fingers, sondern mit heftigem Deuten – auf die Jackenknöpfe.