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Schiedsrichter leben gefährlich

Sie haben’s nie leicht gehabt, die Unparteiischen.

Michael Horowitz
über ein Fußballspiel

Schwedenbomben, Sportgummi, Mannerschnitten brüllt das dicke, wandelnde Buffet im Frucade-Leiberl auf der Hohen Warte. Wieder einmal spielt die Vienna ungestört vor fast leeren Rängen. Schmied im Tor! Kapitän Koller! Sturmspitze Buzek/Senekowitsch! Trotzdem ein ewiger Kampf gegen den Abstieg. Die Erinnerung an meine Kindheit. Jener Abhängigkeit von meinen Blau/Gelben – so intensiv wie später von der ersten großen Liebe. Einig sind sich die spärlichen Vienna-Anhänger in der Beurteilung der katastrophalen Schiedsrichter-Leistung: Des schwoarze Oarschloch soll sie über die Heisa haun, des war a glatter Öfa. Immer wer ma owetragn von der bestochanan Bagage ... Und auch der Herr im taubengrauen Trenchcoat gibt den von Schwechater zu Schwechater aggressiver werdenden Fans Recht: ein eindeutiger Elfmeter! Sie haben’s nie leicht gehabt, die Unparteiischen. Ihre Pfiffe bringen Spielern und Vereinen oft einen gigantischen Geldregen und den Fans die Erlösung von ihren aufgestauten Emotionen. Die Hemmschwelle sinkt immer mehr – Schiedsrichter leben gefährlich.

michael.horowitz@kurier.at