Was bringt die Kultur?
Von Georg Leyrer
Keiner der positiven Effekte, die der Kultur zugeschrieben werden, ist messbar.
über den Nutzen von Kultur.
Kaum eine Diskussion lässt sich so leicht auf Autopilot führen wie die über die Wichtigkeit von Kultur. Schließlich weiß jeder, dass sie den Menschen bereichert und verfeinert und bildet und vielleicht sogar zu einem besseren – Menschen nämlich – macht. Wer dagegen argumentiert, ist eben Kulturbanause.
Oder auch nicht.
Denn man darf es sich in dieser Diskussion auch nicht zu einfach machen: Vorurteile sind Vorurteile, auch wenn es positive sind. Ein bisschen Sand ins Getriebe der Kulturdiskussionsselbstsicherheit bringt nun auch das Arts and Humanities Research Council in Großbritannien. Eine Forschungseinrichtung, die zur Aufgabe hat, die sogenannten Soft-Bereiche – Kultur, Geisteswissenschaften etc. – zu fördern und zu entwickeln.
Nur kommt sie in einer Studie zum Ergebnis, dass keiner der positiven Effekte, die der Kultur zugeschrieben werden, messbar ist. Der Nutzen für die Stadtentwicklung ist uneindeutig, Schüler schreiben keine besseren Noten, wenn man sie mit Kultur konfrontiert, und auch Verbrecher lassen sich nicht leichter in die Gesellschaft zurückbringen.
„Dynamit“ nennt der Klassikkritiker des Telegraph diese Erkenntnisse.
Das muss man nicht so sehen: Eine selbstsichere Kulturwelt kann das auch locker nehmen. Kultur ist nun mal kein Gebrauchsgegenstand, keine Spritze gegen die gesellschaftlichen Missstände. Und trotzdem wertvoll. Das ist schwieriger zu argumentieren. Aber es wird ohnehin zu viel vereinfacht.