Notwendige Erinnerung
Von Georg Leyrer
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist nicht abgeschlossen
über den Fall Gurlitt
So viel Streit hatte wohl niemand erwartet, als vor einer Woche bekannt wurde, dass in einer Münchner Wohnung mehr als 1400 Werke namhafter Künstler gefunden wurden.
Aber seitdem herrscht allseitige Disharmonie: Die Kunsthistoriker streiten sich über die Bedeutung des Fundes, die Ermittler werden heftigst für ihre Vorgehensweise kritisiert, die USA fordern von Deutschland Transparenz über die Sammlung ein.
Über eines aber sollte man sich einig sein: Dass nun eine Sammlung auftaucht, die unter ungeklärten Umständen während des NS-Regimes angehäuft wurde, ist ein wichtiger Weckruf gegen das Vergessen und Verdrängen.
Auch wenn es vielen nicht recht ist: Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist nicht abgeschlossen, und das hat sich zuletzt in aller Deutlichkeit gezeigt, nicht nur in München.
So rückte in Wien in Zusammenhang mit dem Beethovenfries die unrühmliche Rolle der Republik im Umgang mit den Erben der enteigneten und ermordeten jüdischen Sammler ins Zentrum. Und eine frisch vor den Vorhang geholte Sammlung wertvoller Klimt-Bilder sieht sich mit Raubkunstvorwürfen konfrontiert.
Noch immer sind viele dieser Fragen ungeklärt. Zu erkennen, dass es dabei nicht immer nur um rechtliche Fragen geht, ist eine Form des Gedenkens, die nichts an Notwendigkeit eingebüßt hat.