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Mund auf, die Wahlzuckerln fliegen tief

Mund auf, die Wahlzuckerln fliegen tief.

Georg Leyrer
über die vielen neuen Kultur-Initiativen.

Kinder, der blaue Krampus kommt! Jetzt heißt es brav sein und nicht fürchten und dankbar alle Zuckerln in den Mund stopfen, die der große, rote, freundliche Nikolo noch schnell verteilt.

Der hat sich nämlich als Wiener Kulturstadtrat verkleidet, greift jetzt extratief in seinen Sack und holt alles an Süßem hervor, was die greinenden Kulturkinder seit Jahren vergeblich forderten.

Dieser plötzliche Überfluss in allerletzter Sekunde verstimmt nicht nur den Magen. Wir rekapitulieren: Zehn Tage vor der Wahl gibt es plötzlich zwölf Millionen Euro für die Volkstheater-Sanierung, Pläne für ein Austropopinstitut, freien Eintritt in die Kunsthalle, einen Ankauf des Felix-Salten-Nachlasses für die Wien-Bibliothek und eine „Wahlrede“ des Kulturstadtrates im Wien Museum.

Mund auf, die Wahlzuckerln fliegen tief.

Daran sind zwei Sachen schön: Dass die SPÖ wohl als einzige Partei noch daran glaubt, dass man mit Kultur eine Wahl (mit-)gewinnen kann. Und dass die Kunsthalle ausgerechnet eine Ausstellung über „politischen Populismus“ zeigt, zu der man dann gratis gehen kann.

Aber für all das war jetzt jahrelang Zeit; und nun ist Geld für die Kultur da. Dankbarkeit ist fehl am Platz: Die SPÖ macht hier keine Kulturpolitik, sondern Wahlkampf. Und ob sich irgendjemand nach der Wahl an diese Versprechen halten muss, ist fraglich.

Schnell auflutschen!