Mit medialer Macht muss man umgehen können
Von Georg Leyrer
Mit medialer Macht muss auch Gabalier umgehen lernen.
zum Pro-Strache-Posting von Andreas Gabalier.
Es ist nur eine seltsame Blüte unter vielen im doch ein wenig überspitzten Finale des Wahlkampfes um Wien. Und doch bemerkenswert: „Volks-Rock-’n’-Roller“ Andreas Gabalier konstatiert in einem Posting auf Facebook „Hetzerei“ gegen FPÖ-Chef Strache durch die Mitbewerber bei der TV-„Elefantenrunde“. Dann „verschwindet“ (laut Gabalier) das Posting. Und HC Strache ortet in diesem Verschwinden „politisch motivierte Vorgangsweisen“.
Daran ist auf der einen Seite interessant, dass Strache offenbar der heimischen Regierung Macht über Facebook zugesteht. Es wäre der einzige weltweite Riesenkonzern, der sich etwas von SPÖ und ÖVP sagen ließe. Gabalier musste dann, auch interessant, einräumen, dassdas Posting von seiner deutschen Plattenfirma gelöscht wurde. Weniger überraschend scheint, dass sich der „neutrale“ (Eigendefinition) Gabalier auf Straches Seite stellt: Wann immer er mit kontroversiellen Sagern für Aufsehen sorgte, waren diese nicht fern des FPÖ-Weltbildes.
Machtfrage
Doch spannend ist eigentlich etwas anderes: Kunst und Politik mischen sich gerade auf neue Weise. Denn Künstler – übrigens aller politischen Richtungen – stehen, über die sozialen Medien, so nahe an ihren Fans wie nie zuvor. Gabalier ist längst auch ein eigenes Medium – mit gewaltiger Reichweite: Knapp 550.000 Menschen kann er mit Postings auf seiner Facebookseite direkt erreichen. Mehr als 11.000 Likes und 3000 Kommentare hatte er auf sein Pro-Strache-Posting. Das ist eine große mediale Macht. Und damit muss man einmal umgehen können.
Vor allem auch, weil die Diskussion um politische Nähe einzelner Musiker online geradezu hysterische Ausmaße annimmt: Wer irrationalen Hass sehen will, der muss nur die Kommentare zum Heldenplatz-Auftritt auf der Facebookseite der Toten Hosen oder von Konstantin Wecker anschauen.
In die alte Diskussion um die Nähe von Künstlern zur Politik kam so eine nicht gerade erbauliche Facette hinzu: Künstler können – eine Versuchung! – aus politischen Aussagen direkt jenes Kapital schlagen, das für ihre Karriere gut ist; und umgekehrt: Sie stehen unter Druck, nichts gegen den Strom zu sagen.
Kunst ist daher in den sozialen Netzwerken so politisch wie vielleicht nie zuvor. „Ich werde mich künftig auf das Tragen meiner Hirschlederhose am Hintern konzentrieren“, ließ Gabalier nach der Aufregung um sein Posting wissen. Das dürfte leider unmöglich sein.