Denkunmögliche Debatten
Von Georg Leyrer
Felix Baumgartner etwa nützt jede Gelegenheit, nicht zu schweigen, das könnte ihm mal jemand ausreden.
über "öffentliche" Debatten
Schweigen wir ein wenig, schreibt Samuel Beckett, und dabei kannte er die österreichische Debattierkunst gar nicht. Wann dieser Godot jetzt endlich kommt, auf den alle warten? Die Antwort ist leicht: ganz sicher früher als sinnvolle Ankreuzel-Fragen zur Wehrpflicht.
Macht nichts, auch anderswo wird das, was in Österreich für eine öffentliche Debatte gehalten wird, mit großem Eifer und auf ähnlichem, nun ja, Niveau geführt wie die Heeresdiskussion. Felix Baumgartner etwa nützt jede Gelegenheit, nicht zu schweigen (diesmal lobt er Depardieus Steuerflucht gen Russland), das könnte ihm mal jemand ausreden. Zu Depardieu lässt sich ohnehin schwer sinnvoll debattieren, das wird leicht depatt (wie dieses Wortspiel).
Und auch Künstlervertreter und Internetuser kriegen sich in die Haare: Raubkopierer!, rufen die einen; Zukunftsverhinderer!, die anderen. Es geht darum, welchen wirtschaftlichen Schaden Downloads den Künstlern verursachen. Großen, sagen die von den Künstlervertretern beauftragten Studien. Keinen großen, sagen die von den Internetfirmen beauftragten Studien. Damit wird auch hier geschafft, was eigentlich denkunmöglich ist: Eine Debatte, bei der schlicht keiner Recht hat. Das könnte man, natürlich nur in Anlehnung an Depardieu, mit einem neuen Namen belegen: Depatte (österr. Hauptwort) – Austausch heißer Luft anstelle einer Debatte.