50 Shades of Schwarzweiß
Von Georg Leyrer
Alles ganz normal? Alles ganz normal.
über die Schwarz-Weiß-Malerei in der Kultur.
Die Fantasiebereitschaft des Kulturkonsumenten ist fast unbegrenzt. Zombies, Vampire, Superhelden, gelbe Zeichentrickfiguren, ein sprechender Frosch, der sich soeben von einem sprechenden Schwein getrennt hat, Hänsel, Gretel und eine Hexe, ein fliegender Holländer und eine Frau, die nicht altert.
Alles ganz normal? Alles ganz normal. Unsere Helden auf den Bühnen, Leinwänden, Fernsehschirmen dürfen jede Form, jede Farbe, jede noch so fantastische Gestalt oder Macht oder Geschichte haben. Zumindest fast.
Große Aufregung setzt derzeit ein, wenn die Hautfarbe nicht passt oder passend gemacht wird. Oder wenn sie überhaupt thematisiert wird. Ein schwarzer Captain America? Eine weiße Billie Holiday, ein nicht-angemalter Otello? Altägyptische Herrscher, die mit Nordeuropäern besetzt sind?
Für Letzteres musste sich jetzt eine Filmproduktionsfirma offiziell entschuldigen: Dass bei „ Gods Of Egypt“ ein Däne und ein Schotte die Hauptrolle spielen, sorgte für böses Blut.
Die ganz Verbissenen wollen sogar „ Star Wars“ boykottieren, weil im nächsten Film ein Schwarzer als Jedi zu sehen ist.
Die Fantasie ist ein eigentümliches Gebilde mit eigentümlichen Grenzen: Sie führt uns bis an den Rand des Universums, in die emotionalen Extremgebiete des Menschen. Aber wenn es um dessen Oberfläche geht, dann denken wir immer noch in Schwarz-Weiß.