Zweierlei, und am besten beides
Von Doris Knecht
Ich denke, morgen geht’s hier um Mandarinen.
über kulinarische Erkenntnisse
Um zu verstehen, warum der Beruf des Gastrokritikers so beliebt ist, muss man einmal über Essen schreiben. Es ist gar nicht, weil man gratis gut essen darf, denn soviel mir bekannt ist, müssen heutzutage die meisten Gastrokritiker die Testmenüs aus eigener Tasche bezahlen.
Trotzdem will man, wenn man einmal über Essen geschrieben hat, öfter über Essen schreiben. Also genau der gegenteilige Effekt, wie wenn man über Lehrer geschrieben hat, und zwar einerlei wie ausgewogen und differenziert. Wogegen man auch für unausgewogenste Texte z. B. über Avocados körbeweise freundliche, interessierte, aufmunternde Reaktionen erhält. Das ist schön und wärmt das Herz; besonders der mollige Trost von Menschen, die zugeben, bislang oder lange Zeit auch nicht gewusst zu haben, wie man eine Avocado korrekt erobert. Hilfreich natürlich auch die freundlichen Tipps, wie man eine Avocado noch besser essen könnte: Leser Robert K., ein Architekt, schickte dazu sogar eine hübsche Zeichnung, die illustriert, wie er eine Avocado an vier Tagen so isst, dass dabei möglichst wenig verderbliche Fläche entsteht.
Wirklich gut und brauchbar die zahllosen Ratschlage, was gegen diese Vergraubräunlichung einer angeschnittenen Avocado hilft. Zweierlei nämlich, am besten wohl beides: einerseits die Schnittfläche mit Zitrone beträufeln, andererseits den Kern in der Frucht lassen oder ihn zum Aufstrich oder zur Guacamole geben: Wenn der Kern noch da ist, glaubt die Avocado offenbar, sie sei noch am Leben und stellt folglich die Verderbungsvorgänge ein. Ein guter, wenn auch etwas gemeiner Trick, den ich im Unterschied zu Leserin Waltraud A. bereits ausprobiert habe: Es funktioniert – zumindest wird die Entgrünung tüchtig verzögert. Noch nicht verifiziert ist dagegen die Empfehlung der Leserin Heidi L., die Avocado nicht mit Metallwerkzeug zu behelligen.
Jedenfalls danke ich meinen LeserInnen für so viel erfreuliche Lektüre. Ich denke, morgen geht’s hier um Mandarinen.