Meinung/Kolumnen/Knecht

Zurück im Kindergarten

In jeder Kindergruppe gibt es ein Beiß-Kind oder mehrere

Doris Knecht
über die WM

Das war eh klar: Der WM entkommt man nicht, selbst wenn man sich eingrübe. Das hat auch Vorteile, zum Beispiel ist es am Abend schön ruhig in der Stadt und man kriegt ohne Probleme einen Tisch in allen Public-Viewing-freien Gastgärten. So hat alles seine guten Seiten.

Nebenbei erfährt man Substanzielles über die menschliche Natur. Also über die männliche, im speziellen Fall des Uruguay-Spielers Luis Suarez: den "Vampir von Natal", den "Hannibal Lecter der WM", der, so das Netz, vorgestern am Platz "italienisch essen" ging. Indem er einen gegnerischen Spieler biss, und das nicht zum ersten Mal. Man kann direkt sehen, wie seine Mutter, so sie hoffentlich munter und wohl unter uns weilt, vor dem TV die Hände überm Kopf zusammenschlägt: Marantjosef! Jetzt hat er es schon wieder getan, der Bub! Dabei hab ich ihm doch ... !

Wer Kinder hat, kennt das Problem oder kannte es zumindest früher: In jeder Kindergruppe gibt es ein Beiß-Kind oder mehrere. Wenn man Pech hat, wird das eigene Kind gebissen. Wenn man mehr Pech hat, ist es das eigene Kind, das beißt. Dann muss man sich mit ihm hinsetzen, die Barriere sturer Bockigkeit überwinden, muss reden, muss erklären, muss Verständnis erwirken und mitunter mit Konsequenzen drohen. Und irgendwann hört es dann auf, bei allen.

Oder eben nicht bei allen. Denn manche wähnen sich am Fußballplatz offenbar zurückversetzt in den Kindergarten. Und dann passiert’s.

Auch dem ORF passieren immer wieder Kindereien, in diesem Fall ein Drall ins Sexistische, der offenbar stets dann durchschlägt, wenn Kathi Zechner kurz einmal aus dem Zimmer geht. Siehe die immer mal wieder zu 100 Prozent männlichen Talkrunden, siehe die 100 Prozent weibliche Spaß-Runde am Frauentag und eben nur am Frauentag, weil eh. Auf der einen Seite müht man sich, Frauen in Entscheidungspositionen zu bringen, auf der anderen lässt man Frauen halb nackt durchs WM-Studio tanzen ... Da beißt sich doch was.