Meinung/Kolumnen/Knecht

Zuerst aber die Eisheiligen

Es wird bereits von Schneckenkorn-Engpässen berichtet

Doris Knecht
über das Paradeiser-Problem

Sie fragen sich natürlich bereits. Was ist los? Schon 12. Mai und immer noch kein Wort über Paradeiser? An dieser Stelle verabschieden wir uns von all jenen Leserinnen und Lesern, denen die Aufzucht von Gemüse keine Freude bereitet und die wenig Verständnis aufbringen für die mannigfachen Probleme, die eine gewisse Autorin nun schon das siebte Jahr in Folge mit ihren Paradeisern hat, in Verbindung mit klimatischen Bedingungen im Waldviertel. Schönen Tag noch, wir sehen uns morgen!

Und sind jetzt ganz unter uns Paradeiser-Affinen. Also, bitte, es gibt Pflanzerl. Fünf Stück. Ich habe sie schon gesehen, sie stehen gut bewässert im sonnigen Erker jener freundlichen Nachbarin, die sie mir vom regionalen Bio-Jungpflanzen-Markt mitgebracht hat, weil ich selbst an dem Wochenende verhindert war. Sie hat mir auch die üblichen knallbunten Mangold-Setzlinge besorgt, Salate, verschiedene Zucchini und zwei Sorten Gurken. Und da ich aus Fehlern durchaus lerne, hab ich bisher nichts davon ins bereits bestellte Beet gesetzt. Weil: die Eisheiligen. Gestern war Mamertus, heute wirkt Pankratius, am Freitag als letztes die Kalte Sophie. Dann vielleicht. Wobei, so wie es aussieht: als Schnecken-Futter.

Denn wir befinden wir uns, darüber herrscht weitgehende Einigkeit, im schlimmsten aller schlimmen Schnecken-Jahre seit Beginn der Schnecken-Geschichtsschreibung. Es ist katastrophal. Und es wird bereits von Schneckenkorn-Engpässen berichtet. Wobei: Die Paradeiser kommen eh in Töpfe. Und heuer werden sie super.

Denn ein freundlicher junger Leser hat mir via Mail doch noch ein Muttertags-Gedicht eines unbekannten deutschen Dichters vorgetragen, das unter anderem folgende Wünsche enthält: "Die du Dich guter Saaten freuest / Gott gebe, dass es Dir gelingt / Dass jeder Same, den Du streuest / Die segensreichsten Früchte bringt!" Ja, so sei es, danke schön.

Doris Knecht liest heute Abend in der Buchhandlung Thalia Mariahilfer Straße aus ihrem Roman "Wald", 19 Uhr, Eintritt frei.