Zuckerbergs Leiberl
Von Doris Knecht
Man fragt sich natürlich, auf welche "Frivolitäten" Zuckerberg in seinem Leben noch verzichtet.
über Zuckerbergs Leiberl
Mark Zuckerberg, schwerreicher Facebook-Gründer, stellte sich letzte Woche im Facebook-Hauptquartier seinem ersten Q&A, also einem öffentlichen Frage-und-Antwort-Hearing. Dabei ging es natürlich vor allem um Facebook, was man in Zukunft plant, warum man jetzt zu einer Messenger-App gezwungen wird, wie ihm David Finchers Film "The Social Network" gefallen hat und so weiter. Jemand wagte eine etwas persönlichere Frage: Wieso trägt Mark Zuckerberg jeden Tag das gleiche graue T-Shirt?
Nun gibt es gegenüber T-Shirts und kurzen Ärmeln an erwachsenen Männer-Körpern verschiedene Einstellungen, die vor Längerem an dieser Stelle ausführlich erörtert wurden. Allerdings sind die Dresscodes in den IT-Konzernen im Silicon Valley bekanntlich – und eh zum Glück – legerer als in Führungsetagen westlicher Metropolen. Aber. Zuckerbergs T-Shirt.
Zuckerberg also trägt tatsächlich jeden Tag das gleiche T-Shirt. Das gleiche, bitte, nicht dasselbe, er habe eine Reihe identischer kurzärmeliger grauer Leiberl im Schrank. Und zwar warum: Er sei, sagt Zuckerberg, in der glücklichen Position, jeden Tag in der Früh aufwachen und mithelfen zu dürfen, mehr als einer Milliarde Menschen zu dienen. Wenn er zu viel seiner Energie darauf verschwende, sich mit dummen oder frivolen Alltagsdingen zu beschäftigen, dann habe er das Gefühl, seinen Job nicht gut zu machen. So aber könne er all seine Energie in die der Entwicklung der besten Produkte und Services investieren.
Huch. Man weiß nicht was schlimmer an dieser Aussage ist, das Messianische oder das Zwänglerisch-Lustfeindliche. Wir haben es hier mit einem 30-Jährigen zu tun, der Angst hat, Lebenszeit zu verplempern, wenn er sich zwei Minuten Zeit nimmt, um sich zwischen einem roten und einem blauen Shirt zu entscheiden.
Man fragt sich natürlich, auf welche " Frivolitäten" Zuckerberg in seinem Leben noch verzichtet – und hat tüchtig Mitleid mit dem armen, reichen Kerl. So viel Geld, so wenig Spiel-Raum.