Zielführende Maßnahmen
Von Doris Knecht
Lasset uns loben. Heute: die ÖBB.
über hilfsbereites Bahnpersonal
Lasset uns loben. Heute: die ÖBB. Erstens, weil sie bisher, anders als die Deutsche Bahn, keine großen Bahnhöfe auslassen, weil dort momentan zu viele Fahrdienstleiter krank oder im Urlaub sind. Möge das auch weiterhin der Fall sein.
Zweitens hat vor ein paar Tagen, als es noch heiß war, Leser Alfred Z. in Salzburg zwei alte Damen zum Zug gebracht; ihre Reise ging nach Budapest. Es gab beim Einsteigen ordentlich Gedränge, Alfred Z. manövrierte die Damen und ihr Gepäck an die Plätze. Als er, während andere Reisende sich im Korridor an ihm vorbeischoben, die Koffer der Damen in die oberen Ablagen hob, muss ihm sein Notizbuch samt Adressverzeichnis und Visitenkarten aus dem Sakko gefallen sein, das er aufgrund der Temperaturen überm Arm hängen hatte.
Was er allerdings erst beim Einsteigen in sein Auto bemerkte, als der Zug längst abgefahren war. Er ging sofort mit auf den Boden geheftetem Blick den Weg zurück zum nun leeren Bahnsteig, fand aber nichts. Er versuchte, die Damen in ihren Bahn-Sitzen zu erreichen, die hatten aber ihre Handys abgeschaltet, vermutlich, um die anderen Mitreisenden nicht zu stören. Alfred Z. resignierte erst einmal, stieg wieder ins Auto und überlegte während der Fahrt, was nun die zielführendste Maßnahme sei, um das Notizbuch wiederzuerhalten, als das Handy seiner Frau klingelte. Unbekannte Nummer. Es meldete sich ein Roman K., der erklärte, er sei der Zugbegleiter des betreffenden Zuges nach Budapest. Das Notizbuch sei bei ihm abgegeben worden, wohin man es denn nun schicken solle. Leser Z., hoch erfreut, erhielt wenige Tage später sein Notizbuch per Post an seinen Ferienort zurück. Er ist von Herrn K.s Initiative begeistert und möchte sich ganz besonders bei ihm bedanken.
Letzten September hat der Schriftsteller Robert Walser sein Tagebuch auf der Bahnfahrt von Innsbruck nach Friedrichshafen verloren. Allerdings saß er nicht in einem Zug der ÖBB, sondern in einem der Deutschen Bahn. Pech. Sonst hätte er es möglicherweise zurückbekommen.