Wie damals auf dem Waffenrad

Es mussten sehr viele Tretroller umfallen und gefladert werden, es mussten unzählige Menschen über ungünstig abgestellte Scooter stolpern, Kindergärten und Schulen mussten die inhäusige Verwahrung von Tretrollern verbieten, alle schulnahen, umzäunten Blumenbeete und Zäune mussten in illegale Scooter-Ständer verwandelt werden und viele Petitionen mussten debattiert, verfasst und übergeben werden, bis die Stadt endlich reagierte.

Aber jetzt hat sie reagiert, und es werden ab sofort Abstellplätze für Tretroller gefördert und damit in hoffentlich großer Zahl geschaffen. Endlich, schließlich ist der schmale Roller bei Klein und Groß eines der beliebtesten innerstädtischen Fortbewegungsmittel und kommt auch nach all den Jahren, die es den Scooter jetzt schon gibt, nicht aus der Mode. Erinnern Sie sich noch, wie wir damals über die winzigen Rädchen gelacht und prophezeit haben, dass sich dieser Unsinn garantiert nicht lange halte? Tja. Irrtum.

Noch länger hält sich das Fahrrad, und es ist nun populärer denn je. Hier wurde kürzlich vom Glück in den Gesichtern der vielen Neo-Radfahrer berichtet, denen man die Freude darüber ansieht, dass sie etwas Neues, Gutes für sich entdeckt haben. Nicht nur die freundliche Nachbarin, die kürzlich ein altes Rad geschenkt bekam, und damit nun enthusiastisch durch Wien radelt, bestätigt das, auch Leser Helmuth M. aus Linz. "Sie haben mir", schreibt er, "aus der Seele gesprochen!" Er habe sich nämlich, im Alter von 68 Jahren, ein neues Fahrrad geleistet: "Eines ohne Unterstützung von Elektro, aber mit 30 Gängen und schmäleren Reifen." Und er habe beim ersten Aufsteigen das Gleiche gefühlt "wie vor 60 Jahren, als ich im Alter von acht Jahren vom Großvater sein Waffen-Rad geschenkt bekam und noch unter der Stange losgefahren bin." Wie schön. Herr M. habe jedenfalls "eine Riesenfreude damit", und sei in seiner Linz-Urfahrer Umgebung schon an die 200 km gefahren. Wunderbar. Das Puch-Waffenrad wird seit Kurzem übrigens auch wieder produziert.

doris.knecht Doris Knecht