Wie aus der Werbung
Von Doris Knecht
Schöne, emotionale Werbekampagne einer Versicherung: Auf Anzeigen werden ganz normale Menschen gezeigt und etwas über sie erzählt. Das interessiert. Eins der Inserate zeigt ein sich zärtlich anblickendes älteres Paar am Strand, mit dem Text: "Den haben mir meine Kinder geschenkt".
Darunter erzählt eine Frau, wie sie von ihren Kindern auf Urlaub geschickt wurde und nicht wollte und dann doch fuhr. "Und jetzt, drei Tage später, bin ich verliebt wie ein Teenager. Danke, Kinder." Das ist berührend und man taucht in das Foto ein, und patsch, Faustwatsche: Um! Himmels! Willen! Die arme Frau sitzt einem Betrüger auf! Da: Der Mann trägt einen Ehering. Er ist also verheiratet und, da sie sich erst drei Tage kennen, wohl nicht mit der Frau aus dem Text, die wird gerade über beide verliebte Ohren gehauen und eine andere wird betrogen und bald wird jemand ganz schrecklich leiden. Was für eine traurige Geschichte! Dann bemerkt man, dass, etwas verdeckt, den gleichen Ring an der Hand der Frau: Es handelt sich offenbar um irgendein Foto irgendeines Ehepaares, mit einem nicht hundertprozentig kompatiblen Text dazu. Werbung eben. Das Bild ist trotzdem wunderschön; nur wäre hier, im Unterschied zu vielen anderen Sujets, ein wenig Photoshop angebracht gewesen: ausnahmsweise.
Kein Photoshop braucht die Kampagne des NÖ-Bauernbunds, die riesige Bilderrahmen in herrliche Landschaft stellt, mit den Worten: "Wie aus der Werbung." Schön! Nur stehen manche dieser Rahmen etwas suboptimal, etwa jener an der Donauuferautobahn, der einen eher prosaischen Ausschnitt Niederösterreichs zeigt: Die Böschung einer Autobahnbrücke nämlich. Eh auch schön, aber.