Virtueller Radler-Stammtisch
Von Doris Knecht
Stammtisch, aber nett.
über den virtuellen Radler-Stammtisch
Einer der jüngsten Einträge auf der Seite: Das Posting einer jungen Dame, die beim letzten "Friday Night Skating" einen jungen Herrn im rotem Pulli nebst seinem grünen Fahrrad erblickte und ihn reizend fand. Sie wagte zwar, mit dem Handy ein unscharfes Foto zu knipsen, nicht aber, ihn anzusprechen, weshalb sie nun die Community um Hilfe bei der Identifizierung bat. Vielleicht werden die beiden ja ein glückliches Radfahrer-Paar und setzen viele kleine RadlerInnen in die Welt.
Die Community, das sind die mehr als 4000 Wiener Radlerinnen und Radler, denen "Radfahren in Wien" gefällt, konkret jetzt die Facebook-Seite. Eröffnet 2010, hat die Seite sich zu einer Echtzeit-Chronik der Wiener Radfahrerei entwickelt, auf der nun unentwegt die pedalbetriebene Fortbewegung in Wien und ihr gesamtes Rundherum dokumentiert werden.
Es werden Medienberichte gesammelt, Mitradler gesucht, kleine und größere Probleme vorgebracht und mitunter sofort gelöst. Es werden Rechts-, Stil- und Praxis-Fragen erörtert (z. B. Babys im Tragetuch am Rad, ja oder nein? NEIN!!!!!), es werden neue Fahrrad-Produkte auf ihre Sinnhaftigkeit und Praktikabilität getestet. Es wird über Verkehrsplanung debattiert, es wird auf Gefahrenbereiche hingewiesen, es werden Anregungen zur Verbesserung des Radverkehrs in Wien postuliert und Veranstaltungen angekündigt.
Und es wird bei radpolitischen Problemen ganz direkt der Wiener Rad-Verkehrsbeauftragte Martin Blum angesprochen, der in den meisten Fällen informiert antwortet; auch der Grüne Verkehrsexperte Christoph Chorherr schaltet sich gerne ein.
Es sind übrigens vorwiegend freundliche, rücksichtsvolle Leute, die sich auf "Radfahren in Wien" unterhalten und auseinandersetzen, Menschen, die sich durchaus nicht ausschließlich als RadfahrerInnen verstehen, sondern auch als Fußgängerinnen, viele auch als Autofahrer. Rücksichtslose Radfahrer werden im Forum deshalb tüchtig kritisiert. Stammtisch, aber nett.