Unvernunft? Unbedingt!

Die Betrachtungen zur Vernunft letzte Woche zeitigten Resonanz. Leserin Veronika W. schrieb, für sie wäre es "eine traurige Zukunftsperspektive, wenn wir mangelhafte Reflektiertheit und Eigenverantwortung ausschließlich mit der Erweiterung und Verschärfung von Verboten kompensieren wollten." Sie fände es – und diese Ansicht teile ich vollumfänglich – "viel lohnender, einmal zu überlegen, wie man Menschen von klein an zu selbstständigem und kritischem Denken und reflektiertem, verantwortlichem Handeln anleiten könnte". Genau. Aber auch ein Problem, das in der letzten Kolumne schon anklang: Wie bekommt man Eltern, die das selber nicht sind, dazu, ihre Kinder zu vernünftigen, mündigen, eigenverantwortlichen Erwachsenen zu erziehen? Wie ändert man da etwas? Wer ändert es? Unser Bildungssystems gibt keinen Anlass zur Hoffnung, weil es auch engagierteste Pädagogik meuchelt, enthusiastische LehrerInnen zermürbt, und Lust am Lernen zu etwas macht, das Eltern für ihre Kinder nur noch in speziellen Super-Privatschulen kaufen können; und wenn nicht, dann nicht. Aber das ist ein eigenes Thema.

Noch einmal zum Vernunft-Postulat der letzten Kolumne, gegen das Leser Andreas G. vehement Einspruch erhebt. Es sei die "große Schweinerei der Entmündigungs-Gesellschaft, dass sie uns einreden will, wir hätten kein Recht darauf, unvernünftig zu sein und wir könnten die Entscheidung, was unvernünftig ist, an andere delegieren." Denn: "Unvernünftig sein zu dürfen, macht den Menschen aus." Da hat er auch wieder recht.

Apropos: Der Verdacht, dass der Bequemschuh sich in der Mode durchsetzt, verfestigt sich. Frau geht jetzt vorwiegend in flachen Schuhen, zusehends auch am Laufsteg. Offenbar ist den Designerinnen und Designern klar geworden, dass die meisten Frauen die meiste Zeit nicht auf High Heels stöckeln wollen, und dass sie deshalb Mode tragen und kaufen, zu der man auch flache Schuhe tragen kann. Unvernünftig hohe Schuhe? Unbedingt. Nur halt nicht immer.