Meinung/Kolumnen/Knecht

Unentschuldigtes Fernbleiben

Völlig neue Formen des finanziellen Ruins, jedenfalls für SoziophobikerInnen.

Doris Knecht
über Strafen für unentschuldigtes Fernbleiben

In Cornwall bekam ein fünfjähriger Bub eine Rechnung über umgerechnet 20 Euro. Die Eltern fanden die Rechnung in seiner Schultasche: Weil er nicht zur Party eines anderen Kindes erschienen war, zu der er eingeladen war, hatte dessen Mutter die Kosten verrechnet, die ihr für den ferngebliebenen Gast entstanden waren. Irgendwas war dazwischengekommen, er fehlte jedenfalls bei der Feier; von seinen Eltern unentschuldigt, was wirklich keine Art ist. Sie behaupten, sie hätten von besagter Mutter keine Telefonnummer gehabt, die Mutter sagt, Unsinn, stand alles auf der Einladung. Die Sache kommt jetzt vor Gericht.

Das geschah in Cornwall, Großbritannien, ja, aber man muss, sollte der Prozess zugunsten der verrechnenden Mutter ausfallen, natürlich befürchten, dass das Beispiel Schule macht.

"Sehr geehrte Frau K., wir haben Sie vergangene Woche per eMail zu einer Verkaufs- und Promotionsveranstaltung im Dingszentrum eingeladen. Leider sind Sie weder erschienen, noch haben Sie sich unter Anführung nachvollziehbarer Gründe entschuldigt. Wir erlauben uns deshalb, Ihnen Euro 20,– Aufwandsentschädigung sowie Euro 15,– Geschäftsentgang, also insgesamt Euro 35,– in Rechnung zu stellen. Bitte um Überweisung auf unser Konto bei der ..." Und so weiter. Es tut sich ein ganz neuer Geschäftszweig auf.

Und völlig neue Formen des finanziellen Ruins, jedenfalls für SoziophobikerInnen wie den verehrten Kollegen Tartarotti, der das Thema unlängst in einer schönen "überLeben"-Kolumne aufgegriffen hat ("Bei mir beginnen die Flucht-Impulse bei Menschenmassen jenseits der zwei") und Ihrer Autorin.

Weil uns unsere Störung ständig zwingt, Einladungen auszuschlagen, faktisch grundlos, und wenn nicht, diese dann lange vor deren Ende fluchtartig zu verlassen, was möglicherweise ein weiterer Grund zur Abstrafung und Zahlungsaufforderung ist. Es wäre so gesehen ausgesprochen wichtig, dass der Fall zugunsten des Buben entschieden wird, danke schön.