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Und Günther-Nenning-Gedenk-Brauen

Und Günther-Nenning-Gedenk-Brauen.

Doris Knecht
über Plakatvandalismus

Es ist gut, dass bald gewählt wird, denn die Wahlplakate schauen nicht mehr gut aus. Es haben schon vorher nicht alle so richtig gut ausgeschaut, aber jetzt findet man vor allem in nächtlich stärker frequentierten urbanen Gebieten kaum einen Dreieck-Ständer, der nicht mit Dosenspray, fetten Eddings und Kugelschreibern dekoriert worden wäre.

Alles, was möglich ist: das ewige, alte Hitlerbärtchen natürlich, in den Gesichtern von Kandidaten jeder Couleur und beiderlei Geschlechts. Nasenhaare. Frisuren, die aus Ohren wuchern. Das blendend weiße Kandidatinnenlächeln von schwarzen Zahnlücken ruiniert. Günther-Nenning-Gedenk-Brauen. Brillen in allen Variationen. Ohrgehänge. Künstlerisch fragwürdige Halsketterln.

Lippenstift im Übermaß. Teufelshörner, Vampirzähne. Irokesen, Afros, Gretelzöpfchen und Strähnchen in grauem und blondem Haar.

Vandalismus oder doch Kreativität? Offiziell natürlich Vandalismus, ihre Autorin weiß das, seit sie in sehr jungen Jahren in der Provinz einmal dabei betreten wurde, wie sie Wahlplakate verähschönerte. Der darauffolgende Rechtsstreit endete mit einem außergerichtlichen Vergleich, konkret damit, dass die Autorin selbst mit Kleister und Bürste bewehrt ebenjene Plakate ersetzte. Tja.

Egal, lange her. Endlich wird gewählt. Und es wurde jetzt eh schon oft gesagt, aber einmal geht’s noch: Wählen Sie. Gehen Sie zur Wahl, machen Sie Ihre Kreuzerln. Nutzen Sie Ihr demokratisches Recht, über die Zukunft des Landes, in dem Sie leben, mitzubestimmen. 835.000 in Österreich lebende Zuwanderer dürfen das nicht, auch wenn Sie wirklich wollten.

Wenn Sie zu den Privilegierten gehören, die nicht nur eine Stimme haben, sondern auch das Recht, sie bei der Wahl abzugeben: Verschenken Sie sie nicht. Schießen Sie sie nicht in den Wind. Lassen Sie sie hören: Es geht um Ihre Zukunft.

Da, sehen Sie: Auch diese Kolumne ist von der vielen Wahlwerbung schon ganz parolisiert. Gut, dass wir endlich wählen.