Meinung/Kolumnen/Knecht

Und große Gefühle

Es ist die spezielle Erzählweise, die derzeit die momentan besten Serien auszeichnet.

Doris Knecht
über US-Serien

Der erste Trailer der dritten Staffel von „Homeland“ ist da, und für einen Moment wünscht man sich, es wäre schon der 29. September. Es schaut wieder alles sehr dramatisch aus: unklare Identitäten, uneindeutige Weltanschauungen, geheimnisvolle Motive, gefährliche Liebschaften, mysteriöse Absichten, ambivalente Verhältnisse, große, ganz große Gefühle.

Clare Danes darf als bipolare Agentin Carrie Mathison erneut das ganze Spektrum ihres schauspielerischen Talents durchexerzieren und muss viel weinen. Nicolas Brody (Damian Lewis) muss offenbar wieder richtig tüchtig einstecken, eine wenig kleidsame Vollglatze inklusive. Mandy Patinkin leidet noch mehr. Und natürlich geht die verbotene Liebe zwischen Mathison und Brody weiter. „Homeland“ ist die beste TV-Serie der letzten Jahre.

Es geht darin um einen US-Soldaten, der nach acht Jahren Gefangenschaft aus dem Irak heimkehrt und von allen als Held gefeiert wird: außer von der CIA-Agentin Mathison, die, nach einem Informanten-Tipp, vermutet, dass Brody in der Gefangenschaft umgedreht wurde und nun einen Anschlag auf die USA plant. Sie beginnt eine Affäre mit ihm, und verliebt sich dabei, was das Vertrauen ihrer Kollegen und Vorgesetzten ebenso wenig stärkt wie ihre bipolare Störung. Es ist eine große, großartige Geschichte über das Trauma der Gegenwart, über Heldentum und Misstrauen und den Kampf der Kulturen, sehr zeitgemäß, und ganz großartig erzählt: mit viel Zeit und unüblich langen Einstellungen und Dialogen.

Es ist die spezielle Erzählweise, die derzeit die momentan besten Serien auszeichnet: „ House of Cards“ beispielsweise, mit Kevin Spacey und Robin Wright, ein ausschließlich fürs Web produziertes US-Polit-Drama. Oder „Sherlock“, wovon es hoffentlich bald eine dritte Staffel gibt. Oder Jane Campions verstörende und famos twinpeaksige Miniserie „Top of the Lake“. Warme Empfehlungen, allesamt.