Und dann natürlich das Gemüsebeet
Von Doris Knecht
Obwohl, nein, so grauslich war es noch nie.
über Nacktschnecken
Entschuldigung, es wird jetzt grauslich. Nur ein Mal, vor drei oder vier Jahren, war es auch schon so grauslich. Obwohl, nein, so grauslich war es noch nie. Wir gehen nämlich vielleicht gerade durch die schlimmste Nacktschnecken-Plage in der Geschichte der Gärtnerei. Vor drei oder vier Jahren dachte man: Schlimmer geht’s nicht. Aber ein milder Winter, in dem der Boden nicht gefror (und damit auch nicht die Schneckeneier) und ein nun zu nasses Frühjahr zerbröseln diese Prognose.
Kinder wollen nicht mehr draußen spielen, weil überall – auf Veranden, an Geländern, an Wänden, Rollern, Fahrrädern, auf Sesseln, an und unter Tischen – Nacktschnecken picken. Wenn man durch die feuchte Wiese geht, hinterlässt man Schnecken-Gatsch, wenn man die endlich wieder einmal trockene Wiese mäht, legt man ein endloses Schnecken-Heer frei.
Sie kriechen, wenn man die Tür auch nur ein paar Minuten offen lässt, auf schleimiger Spur ins Haus. Kürzlich ist ein bedauernswerter Gatte, als er nachts ein Glas Wasser trinken wollte, in der dämmrigen Küche auf eine Nacktschnecke getreten: Wie sie unbemerkt dort hineinkriechen konnte, bleibt rätselhaft.
Und dann natürlich das Gemüsebeet. Der nach der letzten Schnecken-Plage rund ums Beet errichtete Schnecken-Zaun, das sorgfältig verstreute Bio-Schnecken-Korn: alles für die Fisch. Von mehr als 100 gesäten Stangenbohnen haben es zwei die Stangen hoch geschafft: der Rest wurde offenbar in der Sekunde gefressen, als die Triebe erstmals aus der Erde blinzelten.
Es wird nach der letzten Sichtung heuer wohl darauf verzichtet, selbst gezogenen Salat zu essen. Oder Mangold. All die schönen Bio-Pflanzen: nur mehr eine zerlöcherte Schnecken-Hochschaubahn. Nachdem zwischen den Blättern eines einzigen Kopfsalats 21 Schnecken herausgepickt worden waren, hat man das völlig zerfressene Gemüse einfach ausgerissen und auf den Kompost geworfen. Eh: Gut, wenn man keine ärgere Probleme hat als Schnecken, trotzdem: Schnecken, grausliche.