„Typisch österreichische Manier“

Mit der vorgestrigen Kolumne über fragwürdige Methoden von Schulfotografen waren nicht alle LeserInnen einverstanden. Bzw. mit der darin vertretenen Meinung, dass es sich dabei um Zwangsfotografie handle. Leser Thomas S. etwa findet: „Klassenfotos sind eine tolle Erinnerung“, er danke seinen Eltern, dass sie dieses Service vor über vierzig Jahren für ihn in Anspruch genommen hätten.

Leserin Mag. Claudia K. meint, da die Fotos ja zurückgegeben werden können, „kann also keine Rede davon sein, dass irgendjemand genötigt wird, für unerwünschte Aufnahmen zu bezahlen“, ihre Erfahrungen mit der kritisierten Firma Sulzer seien gut. Leser Andreas E.s Erfahrungen dagegen gar nicht: „Mehrmals viel Ärger, Zeitaufwand ... für nicht bestellte Fotos!“

So ging es auch Leserin A.B. Und sie sei, schreibt sie, „nach Jahren endlich hinter das System gekommen“. Denn sie habe, nach wiederholtem Ärger mit der Firma, für die Schule ihrer Tochter mehrere, durchwegs günstigere Angebote anderer Fotografen eingeholt. Zudem habe es einen Beschluss des Elternvereins gegeben, einen neuen Fotografen zu engagieren, man sei aber in der Direktion gegen eine Mauer gelaufen: an dem Engagement der Firma werde nicht gerüttelt. Und zwar warum? Wegen Nebenabsprachen, die von Schule zu Schule unterschiedlich seien. Wogegen, meint die Leserin, ja nicht unbedingt etwas einzuwenden wäre, so lange das transparent gehandhabt werde: werde es aber nicht. Dagegen werde das Ministerium seit Jahren über die Vorgänge informiert – ohne Reaktion. Sie nennt die Sache eine „typisch österreichische Manier, die gut zu unserem Schulwesen passt“.

Wie recht sie damit hat, zeigt die Geschichte der Kollegin Ute Brühl auf Seite 22, die von den unterschiedlichen Strategien der Schulen handelt, ihr zu knappes Budget aufzufetten. Und bei denen das Wohl der Kinder leider nicht immer im Vordergrund steht. Es ist was faul im heimischen Schulsystem, sehr faul.

Doris Knecht