Tja, so funktioniert die Welt halt
Von Doris Knecht
Tja, so ist die moderne Wirtschaftswelt
über Amazon-Kunden
Die Woche der Konsumismus-Skepsis, die sich hier zufällig ergeben hat, endet programmatisch. Erstens erreicht der Pferdefleisch-Skandal Österreich: in einem Diskonter-Produkt wurde man fündig. War nicht anders zu erwarten. Zweitens mit einem viral gewordenen ARD-Beitrag über die Zustände bei Amazon (www.ardmediathek.de): Wenn man gesehen hat, wie dort LeiharbeiterInnen aus ganz Europa ausgebeutet und von Securitys aus dem Umfeld der Neonazi-Szene schikaniert werden, will man bei Amazon lieber nicht mehr einkaufen.
Einmal abgesehen davon, dass, wer will, dass es weiterhin Buchhandlungen gibt, die Bücher eh nicht bei Amazon kauft, sondern bei den Buchhändlerinnen und Buchhändlern. Aber für andere Dinge, die man schnell braucht, war der größte Internet-Versand überaus praktisch: Heute alle „Alien“-Filme oder die dritte Staffel „ Downton Abbey“ bestellt, morgen da, ohne dass man dafür das Haus verlassen musste. Für die Leute, die nicht gerne shoppen gehen, optimal. Für die Menschen, die das verpacken und verschicken müssen, mehr als suboptimal.
Kann man natürlich ignorieren, kann man sagen: Tja, so ist die moderne Wirtschaftswelt – Pech, aber nicht mein Pech. Muss man aber nicht. Für die Faulen unter uns haben die meisten Buchhandlungen mittlerweile ihren eigenen Online-Versand eingerichtet, wo sie oft nicht nur Bücher sondern auch Hörbücher und DVDs anbieten. Dauert vielleicht ein paar Stunden länger, bis es geliefert wird, aber es wird.
Es sind aber nicht nur Amazon-Kunden, die nach dem Bericht keine mehr sein wollen: Auch Verlage beenden die Zusammenarbeit. Schon seit Jahren, schreibt etwa der Literaturverlag Schroeder in einem offenen Brief, stelle Amazon „an kleine Zulieferer wie uns überzogene Rabattforderungen“. Die aktuelle Berichterstattung habe „das Fass zum Überlaufen“ gebracht: „Sie behandeln Menschen wie Ware.“ Man liefere deswegen ab sofort nicht mehr an Amazon. Es wird sich zeigen, ob das Beispiel Schule macht.