Teilen macht nicht immer glücklich
Von Doris Knecht
Früher hat man Kindern beigebracht, dass sie brav mit anderen teilen sollen, nun passiert das Gegenteil.
über das Internet
Früher hat man Kindern und Jugendlichen beigebracht, dass sie brav mit anderen teilen sollen, nun passiert das Gegenteil: Jetzt muss man ihnen einbläuen, dass sie nicht so viel teilen sollen. Jedenfalls nicht im Netz. Sie sollen keine privaten Fotos teilen, sie sollen keine persönlichen Daten teilen, sie sollen keine Inhalte teilen, die ihnen irgendwann zum Verhängnis werden könnten. Und das wird immer schwieriger.
Apps, die einem das Leben erleichtern: wunderbar. Sie helfen einem beim Kalorien zählen, beim Dinge merken, oder beim Sport, indem sie aufzeichnen, wie weit und schnell man gelaufen, Rad gefahren oder gewandert ist. Leider neigen viele dieser Apps in letzter Zeit dazu, einen ständig dazu aufzufordern, diese Informationen mit anderen zu teilen oder in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Und zwar meist in viel zu kleiner Schrift. Für Menschen mit einer Sehschwäche kann das zu einem Problem werden.
Unlängst saß man in einem Gasthaus, wartete auf jemanden und vertrieb sich die Zeit via Smartphone auf Facebook. Plötzlich ploppte ein Fenster auf. Man wollte das Fenster schließen. Leider hatte man seine Brille nicht auf und tippte irrtümlich auf den Button, der einen Prozess in Gang setzte, der alle Privatfotos von iPhoto auf Facebook lud. Eine größere Panik hat einen selten überfallen, zumal man nicht erfasste, wie sich die Sache wieder stoppen ließ und ob das nun alles öffentlich gemacht worden war. Man raste sofort nach Hause und stellte dort erleichtert fest, dass die Fotos zwar auf Facebook geladen wurden, aber glücklicherweise noch privat gestellt waren, allerdings hätte ein Klick genügt, um das zu ändern. So ähnlich ist es auch mit privaten Informationen, die man in Apps speichert: Man kann sie mit einem falschen Tapsen teilen.
Und so papierdünn und durchlässig sollte die Grenze zwischen privaten und öffentlichen Inhalten einfach nicht sein, dass ein einziger irrtümlicher Klick genügt, um private Daten im World Wide Web zu veröffentlichen. Weil, Kinder, teilt lieber nicht.