Saison der Demütigungen
Von Doris Knecht
Endlich wird’s wärmer. Leider ist die warme Saison nicht nur warm und sonnig und grün und schön, sie ist auch die Saison der Demütigungen: jedenfalls für Ihre Autorin.
Am Wochenende finden wieder die Jungpflanzenmärkte statt, z. B. bei der Reinsaat in St. Leonhard im Hornerwald, am Biohof Adamah in Markgrafneusiedl, am Biohof Achleitner in Eferding, oder in Schiltern, in den weitläufigen Gärten der Arche Noah. Das klingt harmlos und ist das Gegenteil davon.
Erstens finden sich dort alljährlich zum Derstessen viele Leut ein, die alle Setzlinge in ihren Körben und Kisten herumtragen, die man selbst übersehen hat. Das macht sehr nervös. Zweitens gibt man dort auch deshalb jedes Jahr kleine Vermögen für Babypflanzen von wunderbaren Gemüsen aus: was für Menschen mit grünen Daumen keine Rolle spielt, weil sie diese Kleinvermögen über den Sommer in welternährungstechnisch relevante Monster-Ernten vervielfachen. Den anderen erfrieren, verfaulen, vertrocknen die wunderbaren Setzlinge dagegen im Laufe der nächsten Wochen und Monate unter den unfähigen Händen, und die wenigen, die es überleben, werden dann von Schnecken gefressen. Fragen Sie mich. Und ja, ich jammerte darüber schon letztes Jahr. Die Paradeiser, vor allem. Die elenden Paradeiser.
Nachdem der Mann vorgerechnet hatte, dass wir für das Geld, das wir letztes Jahr in letztlich verfaulte und schluchzend entsorgte Tomatenpflanzen, Bio-Erde und Töpfe gesteckt haben, ca. eine halbe Tonne fertiger, praller, makelloser Bio-Paradeiser hätten kaufen können, fällte ich deshalb eine große, schmerzlich Entscheidung: keine Paradeiser heuer. Schnief. Mal sehen, ob der Entschluss den Jungpflanzenmarkt übersteht.