Meinung/Kolumnen/Knecht

Rückenwind trotz Gegenwinds

Nicht so eine Liebe-auf-den-ersten-Blick-Gegend, die sich den Städtern an den Hals wirft und sie mit Wein und süßen Früchten füttert wie die lieblichen Weinviertler Winzergegenden.

Dieser Teil des Waldviertels verbirgt seine Schönheit hinter Schroffheit, ist unfreundlich nicht nur zu unbedachten Paradeisern, sondern auch zu unsportlichen Radfahrern, also solchen, die nicht deshalb radeln, um ihre Muskeln so richtig brennen zu spüren und blind zu werden vor lauter rinnendem Schweiß. Solchen, die sich gern ein bisschen waldfrischen, wiesenduftigen Wind um die Nase wehen lassen, während sich die waldviertlerische Schönheit rund herum offenbart.

Jetzt waren die Eltern auf Besuch, und mit ihnen die neuen Elektrofahrräder, die sie zum letzten runden Geburtstag bekamen. Und weil man eben der Meinung war, so ein elektrisch unterstütztes Rad sei etwas für eher alte Menschen, zögerte man mit leicht gerümpfter Nase, als man aufgefordert wurde, das doch einmal auszuprobieren. Schließlich ließ man sich zu einer ganz kleinen Runde überreden, nur so einmal ums Dorf.

Eine Stunde später hat man nicht nur ein Dorf umrundet, sondern vier oder fünf Dörfer, und zwar über die umliegenden Hügel, von denen man so einen unglaublichen Blick über die Landschaft hat – den man, weil man einer von diesen Stadt- und Flachlandradlern ist, immer nur durchs Autofenster genossen hat. Fantastisch, so ein eBike, und so gerecht, weil es die eigene Anstrengung mit einer Art elektrischen Rückenwind belohnt, der einen trotz Gegenwinds die Hänge hinaufschiebt.

Herrlich. Ein runder Geburtstag wäre jetzt fein.