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Roland Düringer liest das nicht

Und jeden Tag wünscht man, es wären auch die Hippie-Perlen im Bart

Doris Knecht
über Roland Düringer

Sicher ist: Roland Düringer liest das nicht. Roland Düringer liest nämlich vorübergehend gar keine Zeitung mehr. Er sieht auch nicht fern, er hört nicht einmal Radio. Naja, vielleicht heimlich, im Auto, wenn er es, weil es gar nicht anders geht, doch einmal benutzt, um von seinem Haus in Niederösterreich zum Bahnhof zu kommen, oder wenn er, wie er einmal erklärte, seine Mutter ins Krankenhaus bringen muss.

Aber sonst lässt er das Auto stehen. Er kauft nicht mehr in Shopping Malls und im Supermarkt ein. Er hat kein Handy mehr, keine eMail-Adresse, nutzt das Internet nur noch, um seinen Videoblog hochzuladen und zahlt nicht mehr mit „Plastikgeld“, sondern nur noch bar.

Das ist ein bissl extrem. Aber man muss das nicht selber so wollen, um es im Kontext der laufenden Konsumismus-Debatten interessant zu finden, wie Düringer sein Leben seit Anfang des Jahres allmählich von vielen jener Zweckdienlichkeiten entschlackt, an die sich der moderne Mensch gewöhnt hat.

Fast täglich gibt er auf www.gueltigestimme.at Auskunft darüber, was er jetzt weggelassen hat (und jeden Tag wünscht man, es wären auch die Hippie-Perlen im Bart) und wie es sich anfühlt, und philosopherlt ein bisschen was drumherum. Mitunter etwas geschwätzig, manchmal irgendwie naiv, meistens trotzdem richtig. Zum Beispiel – schließlich war er einmal ein Auto-Freak und -Sammler – übers Auto. „Jetzt ist es so, dass alle – also nicht alle, aber die meisten – mit dem Auto in die Hackn fahren“, sagt Düringer, „im Stau stehen, sich ärgern, fürs Auto arbeiten müssen. Und wenns hamkummen, auf d’Nacht, gehns Mountainbike fahren. Da könntens doch gleich mim Radl in die Hacken fahren, wenn man gern Radl fahrt.“

Im Eintrag Nr. 37, dem bislang letzten, sagt er, er sei ein bissl enttäuscht. Er mache seinen kleinen Selbstversuch jetzt seit sechs Wochen „und es ist viel unspektakulärer, als ich mir das gedacht habe“. Es sei vor allem einfacher als gedacht. Mal schauen, ob es so bleibt.