Punkt 1: Positiv denken
Von Doris Knecht
Viel mehr einfach freundlich abprallen lassen
über den Weltuntergang
Wenn sie es nicht tut, was zu wünschen ist, dann sollte man sich allmählich an die To-do-Listen mit all den Dingen machen, die man immer schon tun wollte, aber jetzt doch ließ, weil’s ja wegen dem lästigen Weltuntergang eh keinen Sinn mehr hat.
Punkt 1, „Positiv denken“, wird hiermit bereits forsch optimistisch angegangen. Immerhin: Man hat, obwohl es hätte sein können, dass alles wurscht gewesen wäre, diesen Winter nicht mit dem Rauchen angefangen: Punkt 2, „Wieder mit dem Rauchen aufhören“ fällt also weg. Das Abgewöhnen der unter den Punkten 2, 5, 7, 11–15 und 19 aufgelisteten Unarten steht dagegen an, und, nein, das soll hier inhaltlich lieber nicht konkretisiert werden.
Einfacher wird: Die meisten nun anstehenden Modedummheiten auslassen, als Erstes den aktuellen schiachen Camouflage-Look. Auch leicht: Endlich wieder die vielen alten Platten hören, z. B., nur weil’s einem kürzlich einfiel, wieder einmal die Cocteau Twins. Den Kindern nun einmal die alten Napalm Death und Konsorten vorspielen und ihr Gebrüll ertragen, ob man jetzt endgültig wahnsinnig geworden sei. Sich jetzt auch mit klassischer Musik beschäftigen, endlich einmal richtig Mozart hören, und z. B. auch einmal Oper, weil die Pop-Musik irgendwie allmählich an Reiz verliert: Und obwohl Ryan Adam sich alle Mühe gibt, kann er nicht die ganze Schön-Musik alleine machen.
Endlich die feinen Sachen aus den vielen Kochbüchern, durch die man sich so gerne blättert, auch einmal kochen. Und backen. Noch mehr lachen. Viel mehr einfach freundlich abprallen lassen. Weniger Fleisch. Mehr Sport. Nicht wieder mit dem Rauchen anfangen. Den Paradeisern eine letzte Chance geben. Und statt Weltuntergang Weltreise, irgendwann.
Doris Knechts Kolumnen-Sammlung „Man kriegt so viel zurück“ erschien soeben neu bei rororo.