Noch nicht, noch lange nicht
Von Doris Knecht
Nachts ohne Jacke draußen sein. Nicht frieren, nie frieren. Schweiß auf der Sommerhaut, das Geräusch des immerwährenden Rasenmähers, mal nah, mal ferner. Stille Nächte, Amsel-zerzwitschertes, Hahn-zerkrähtes Morgengrauen. Schmelzend heiße Nächte, Gelächter von unsichtbaren Partys auf Dächern, der Geruch von Gegrilltem.
Ausschlafen. Noch länger ausschlafen. Sich an Schnee nicht erinnern können und nicht daran, wie finster ein Morgen sein kann und wieder sein wird. Noch nicht, noch lange nicht. Die Stille genießen, nachdem der Nachbar seine Motorsäge abgestellt hat. Nur Grün sehen in der Hängematte und die eigenen Zehen. Das Flimmern der Hauswände vis-à-vis.
Kichernde Kinder auf rotblauen Luftmatratzen auf grünem Wasser; junge Männer, die "Nothing else Matters" auf der Gitarre spielen. Sommergewitter, Grillen unterm Sonnenschirm, Angeberregengüsse, die so tun, als hätte der Himmel sich endgültig aufgetan; fünf Minuten später die Sonne, als sei nie etwas passiert.
Planschbecken voller quietschender Babys mit bunten Stoffhüten. Von Wassereis erfrorene Lippen. Nur noch x-mal schlafen bis Meer. Die Füße in den kalten Bach stecken, bis sie taub werden. Sommerspritzer, Paradeiser mit Mozzarella, eiskaltes Zitronenwasser mit Minze, Prosecco mit viel Eis, Tabuleh mit eigenem Gemüse. Kinder, die durch Rasensprenger laufen, Schatten, der Geruch von Insektenschutzmittel. Fledermäuse, Glühwürmchen, Kerzen in Gurkengläsern, Geflüster hinter Hecken, Lagerfeuer am Wasser, Sternschnuppen. Sommer. Ferien. Was für ein Glück.