Man hat es eben schon gewusst
Von Doris Knecht
Man hat es eben schon gewusst.
über Amazon
Der Advent macht bekanntlich nicht nur Kinder froh, sondern auch die Wirtschaft. Rechtzeitig zur Weihnachtszeit kursieren mehrere Selbsterfahrungsberichte von Reportern, die sich eine Zeit lang bei einem Online-Versand verdingten. Am lesenswertesten die Reportage einer Guardian-Journalistin, die eine Woche lang in einem britischen Amazon-Lager arbeitete: weil sie nicht nur ihre eigenen Erfahrungen reportiert, sondern das Gesamt-Phänomen des Online-Versandhandels hervorragend ausleuchtet und analysiert.
Nicht, dass man nicht ungefähr oder genau gewusst hätte, wie es in solchen Großversänden zugeht: Wer über das technische Know-how verfügt, mittels Computer bei einem Online-Konzern Waren zu bestellen, der ist auch in der Lage, seriöse Berichte darüber zu ergoogeln, wie es in diesen Unternehmen zugeht und unter welchen Bedingungen die Hilfskräfte arbeiten müssen. (Die Umstände, unter denen die meisten der dort verkauften Produkte hergestellt werden, ist weiteres Wissen, das man nur noch schwer abstreiten kann.)
Wenn man die Ausbeutung in diesen Versand-Konzernen nicht unterstützen möchte, dann gibt’s nur eine Möglichkeit: dort nicht einkaufen. Sondern im Laden in der Umgebung. Vor allem auch, wie hier schon wiederholt plädiert wurde: im Buchladen der Umgebung. Aber auch im Kleidergeschäft, im Haushaltswarenladen, beim Juwelier und im CD-Laden. Denn für alle kleinen Geschäfte gilt: Wem wurscht ist, wenn sie demnächst schließen und an ihrer Stelle ein Wettbüro eröffnet, der kauft ruhigen Gewissens bei Amazon ein. Wer dagegen will, dass es diese Läden – und damit Einkaufsstraßen, Ortskerne, Stadtzentren – weiterhin gibt, muss dort einkaufen. Gerade vor Weihnachten.
Natürlich ist das schwierig für Leute, die selber von acht bis 18 Uhr arbeiten. Zum Glück bieten immer mehr dieser Händler neben dem Verkauf im Geschäft auch Online-Versand an. Wer es schafft, bei Amazon einzukaufen, sollte auch imstande sein, die Adressen herauszufinden.