Kolumnen/Knecht

Liebes Christkind!

Acht Tage noch, dann ist Weihnachten vorbei. Dem Vorsatz, den Advent frohgemut und mit maximaler Nervenstärke durchzustehen, wurde bisher entsprochen: Ich will noch einmal "Last Christmas" hören, bitte! Und noch ein paar Mal "All I want for Christmas", am besten in dieser schönen Moll-Version. Und ich will noch viel mehr LED-Glitzer sehen, Christkinderln, Engerln, Schneeflocken und Kerzerln.

Und ich bin vor allem mit dem Wünschen noch lang nicht fertig.Liebes Christkind, ich wünsche mir zu Weihnachten, dass es wieder hell ist in der Früh. Dann wünsche ich mir keinen Wackelkontakt am HDMI-Kabel, und dass die Waschmaschine trotz dieser unguten Geräusche noch ein Jahr durchhält. Oder zwei. Und dass die Spülmaschine wieder sauber wäscht. Ich wünsche mir, dass man Wiener-Linien-Fahrscheine wieder per SMS mit einem Klick bestellen kann, weil so, wie das jetzt ist, ist es extrem kompliziert. Ich wünsche mir, dass der Korb von meinem Fahrrad nicht mehr als Mistkübel verwendet wird. Ich wünsche mir Weißbrot, das nicht dick macht, und dass ich jeden Tag Lust habe, laufen zu gehen. Oder, okay, drei Mal die Woche.

Ich wünsche mir, dass zu Weihnachten und danach alle in Österreich genug zu essen haben und einen warmen, sicheren Ort, am besten einen, den man Zuhause nennen kann.

Ich wünsche mir, dass bis Weihnachten alle gemeldeten Flüchtlinge in die Grundversorgung kommen, dass sie sicher und in Würde untergebracht und gut versorgt werden, und dass sie die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Ich wünsche mir ein gerechtes Bildungssystem, das auch weniger privilegierten Kindern die gleichen Chancen bietet, aber ich weiß schon, das wird sich nicht mehr ausgehen.

Und natürlich wünsche ich mir zu Weihnachten leise rieselnden Schnee. Es schaut nicht gut aus, ich weiß. Trotzdem: wünschen darf man ja.

doris.knecht Doris Knecht